Parcel of Rogues im Atelier Kunstraum

Eine der Wurzeln der Country Music liegt bekanntlich in Irland. Darum wissen viele Countryfans auch Irish Folk zu schätzen. Die 1996 in Schwabach gegründete Band Parcel of Rogues war einst eine fünfköpfige Formation, die hauptsächlich irische Folklore gespielt hat und sich damit weit über Franken hinaus einen Namen gemacht hat. Aktuell ist davon nur noch ein Duo übrig geblieben, bestehend aus Horst Schroll (Gesang, Gitarre) und Anne Adler (Geige).

Am Freitag, den 26. Mai 2023 hatten wir im Atelier Kunstraum in Kammerstein bei Schwabach Gelegenheit, die beiden live zu erleben. Weil hier nur ca. 20 Gäste Platz finden, ist die Atmosphäre sehr familiär und Parcel of Rogues konnten komplett unplugged auftreten.
Das Musikprogramm ist gut ausgewählt. Es umfasst neben vielen Irish-Folk-Klassikern auch etliche selten gehörte Songs. Dazu zählen etwa die wehmütige Ballade „Back Home In Derry“ von dem nordirischen Freiheitskämpfer Bobby Sands, der seinerzeit beim Hungerstreik gegen die britischen Besatzer den Tod fand. Es gibt auch irische Shantys, wie „When The Boys Come Rolling Home“. Aber auch zwei sehr schöne Instrumentalstücke aus der Feder des langjährigen Dubliners-Fiddlers John Sheehan waren dabei, bei der Anne Adler ihr Können beweisen konnte. Was uns vom ersten Titel an auffiel: Horst Schroll hat eine Stimme, die Tote aufweckt, wie gemacht dieses musikalische Genre! Bisweilen klingt er ein wenig wie der legendäre Ronnie Drew von den Dubliners. Er kann aber auch gefühlvoller, fast wie einst Finbar Furey von den Furey Brothers.

Eine persönliche Anmerkung: seit 1976 bin ich Fan der irischen Folklore und habe damals mehrere Konzerte der Dubliners erlebt, als Luke Kelly noch dabei war. Nicht wenige halten ihn für den größten Folk-Sänger aller Zeiten. Seit 1984 habe ich mit dem Schicksal gehadert, weil dieser wunderbare Künstler so früh sterben musste (Hirntumor). Seit ich letzte Woche Horst Schroll erlebt habe, wie er Kelly´s Paradestück „The Town I Loved So Well“ sang, habe ich meinen Frieden mit dem Schicksal gemacht. Natürlich, seine Version klingt anders als die von Luke Kelly, aber genauso stark, so gefühlsbetont und so wehmütig.

Horst versteht es im Übrigen sehr gut, zu jedem Song ein paar interessante Informationen einzuflechten, die noch nicht jeder wusste. Das Publikum war begeistert, als so herrliche Songs erklangen, wie „Jock Stuart“, „Spanish Lady“ oder „Star Of The County Down“. Aber auch ein Klassiker aus der Zeit des kalifornischen Goldrauschs ist dabei: „The Banks Of Sacramento“. Letzteren gab es ja auch mal auf deutsch von Liederjan. Und mit „Waggon Wheel“, im Original von Bab Dylan, kamen auch die Country-Fans auf ihre Kosten.
Der Beifall war enorm. Das steigerte sich noch zum Ende, als ein paar unvermeidliche Klassiker erklangen, die jeder mitsingen kann: „Lord Of The Dance“, „I Tell Me Ma“, „Whiskey In The Jar“ und natürlich „The Wild Rover“. Nicht nur Fans der irischen Musik werden bei Parcel Of Rogues auf ihre Kosten kommen. Hier verbringt jeder einen vergnüglichen Abend, der schöne handgemachte akustische Musik zu schätzen weiß.

Im Kunstraum geht es mit einer neuen Konzertreihe nach den Sommerferien weiter.