Vor gut einem Jahr haben wir diese famose Band schon einmal vorgestellt. Wenn Zydeco Annie und ihre Jungs auftreten, hält es eigentlich niemanden auf seinem Sitz. Gute Laune und Bombenstimmung sind garantiert. Man ist spezialisiert auf die Musikstile Louisianas, das sind neben Country und Blues vor allem Cajun und Zydeco. Was genau ist nun Zydeco-Music? Es handelt sich um eine schnelle, tanzbare Musikform aus dem Bundesstaat Louisiana. Charakteristische Instrumente sind meistens Akkordeon, Fiddle und Waschbrett, die Texte sind teils Englisch, teils Cajun-Französisch. Zydeco entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Vermischung der Cajun-Musik mit afroamerikanischen Einflüssen. Cajun wiederum ist eine Musik, die französische Siedler etablierten, als sie sich in Louisiana niederließen.
Als Heimat der Swamp Cats kann man im weitesten Sinne das Allgäu nennen. Wie kommt eine junge Dame, die dort aufgewachsen ist, zur Musik Louisianas? Anja Baldauf, wie Annie mit bürgerlichem Namen heißt, studierte Akkordeon in München und wirkte damals ein einem Akkordeon-Orchester mit. Dieses Orchester wurde zu einer sechswöchigen Tournee in die USA eingeladen und spielte dort Tango-Musik. An einem spielfreien Tag spazierte Anja durch die Altstadt von New Orleans und lernte dort diese typische Musik kennen und lieben.
Die aktuelle Bandbesetzung: Anja spielt Piano, Tasten-Akkorden und das schwierig zu spielende Knopfakkordeon, das für Cajun und Zydeco-Music so typisch ist. Am Schlagzeug finden wir ihren Ehemann Stefan Baldauf, den manche Country-Fans noch gut kennen, weil er mal in der Band von Daniel T. Coates gespielt hat. Frederic Berger kann mehrere Instrumente, am liebsten aber spielt er Waschbrett und singt die meisten Solo-Parts. Er beherrscht aber auch Akustikgitarre und Bouzouki. Am Kontrabass ist der junge Dennis Vandall seit Längerem festes Mitglied. Bei vielen Konzerten wirkt auch der in der Countryszene bestens bekannte Helt Oncale (Gitarre, Fiddle, Banjo) mit. Wegen der derzeit hohen Spritpreise lässt er sich bei Auftritten im Süden derzeit lieber vertreten. Ein würdiger Ersatz war schnell gefunden. Es handelt sich um den Vater von Bassist Dennis, Karl-Heinz Vandell (Gitarre).
Am 06.08.2023 durften wir Zydeco Annie & The Swamp Cats im Rahmen des Kultursommers in Rohrbach (Nähe Langenbruck, an der A9 Nürnberg – München) erleben. Da schlechtes Wetter ausgerechnet an diesem Abend den Kultursommer verhagelte, wurde die Veranstaltung kurzerhand vom Marktplatz in eine Turnhalle verlegt. Was uns diese Band hier präsentierte, machte zwei Stunden lang viel Freude. Die Songs spiegeln die Lebensfreude der Menschen in Louisiana wieder, sie handeln aber auch vom Alltag und von kulinarischen Festen in den Bayous. Die meisten Songs haben Annie und Frederic selbst geschrieben.
Derzeit ist man dabei, das Musikprogramm zu überarbeiten. Etwas mehr funky sollen die neuen Songs klingen. „Fresh & Fancy“ wird dieser neue Stil heißen. Ein par viel versprechende Kostproben stellte man und schon mal vor. Da erklang übrigens mit „In The Summertime“ ein Oldie von Mungo Jerry in derart neuem Gewand, dass wir ihn fast nicht wieder erkannt hätten. Das Programm umfasst aber weit mehr als nur Zydeco. Es geht auch in Richtung Rock n Roll, Blues, Cajun und Country.
Gegen Ende hörten wir dann noch ein paar Klassiker der Cajun-Szene, die einfach sein müssen. „Big Mamou“ stammt aus der Feder von Jimmy C. Newman (der in den 80ern mal in Nürnberg aufgetreten ist) und „Jambalaya“, im Original von Hank Williams, entstand vor gut 70 Jahren. In letzterem geht es ja um etwas zu Essen, eine der Paella ähnliche Fisch- und Reispfanne. Das Konzert hat nicht nur Spaß gemacht sondern auch gehörig Appetit geweckt. Glücklicherweise hatte der Veranstalter einen nicht unerheblichen Vorrat an Chili con Carne bereitgestellt.