Wenn man seit mehr als vierzig Jahren in der Countryszene unterwegs ist, hat man viele Bands kommen und gehen sehen. Die ehemaligen Bandmitglieder sind oft in alle Winde zerstreut und nur wenige davon trifft man noch gelegentlich auf einer Bühne an.
Zu den beliebtesten Bands in Deutschland zähle die schon in den Achzigern entstandene Cripple Creek Band aus dem Raum Nürnberg. Bekannte Musiker, wie Willie Jones (Bass), Ernest Ray Everett (Gitarre) oder Steve Olson (Fiddle) haben da im Laufe der Zeit mitgewirkt. Einmal durfte diese Band ja sogar in der Grand Ole Opry in Nashville auftreten. Nach dem Tod des Bassisten Mike Gerst hat man sich aufgelöst. Schlagzeuger Bernie Baptistella erlebt man seither noch gelegentlich bei anderen Formationen, z.B. der Rick Allen Band. Helmut Limbeck (Fiddle, Mandoline, Gitarre) spielt ein paarmal im Jar mit dem Trio Just Country Lite und mit seinem im Schwäbischen angesiedelten Projekt Helmut & The Hillbillies. Gitarrist Erhard Hügel hingegen hatte sich aus der Countryszene ganz zurückgezogen und war in anderen musikalischen Genres unterwegs.
Anfang des Jahres haben wir Erhard Hügel dann am Rande des Konzerts von Carly Pearce in München getroffen. Dort hat er uns von seinem neuen Projekt erzählt.
Mojo Times heißt dieses Trio, das schon bald zu einer Vier-Mann-Band werden könnte. Bislang gab es erst drei Auftritte.Dem dritten konnten wir am 05.06.2025 beiwohnen und zwar in der „Kaiserburg“, einem Traditionslokal unterhalb der Nürnberger Burg, in dem ich schon vor fast 50 Jahren Liveauftritte besucht habe. Im Erdgeschoss gibt es ein beliebtes Restaurant mit leckerer böhmischer Küche und im urigen Kellergewölbe, das noch aus dem Mittelalter stammen dürfte, finden Konzerte verschiedenster Genres statt.
Der Anteil an Countrysongs im Programm von Mojo Times ist im Moment noch gering, aber das kann sich sicher noch ändern. Immerhin hörten wir Musik von Johnny Cash, Bobby Bare und Vince Gill. Die Songs klingen hier rockiger als im Original, aber das war ja bei der Cripple Creek Band auch schon so. Ansonsten genossen wir viel Classic Rock aus den 60er und 70er Jahren und auch mal einen Beatles-Song, alles sehr gut gespielt. Klassiker wie „Allright Now“ oder „Boat On The River“ haben wir ja alle noch im Ohr. Auch die Fans amerikanischer Folk-Music können sich freuen, z.B. über „Boys Of Summer“ (Don Henley), „Seven Bridges Road“ (Eagles) oder „Long Train Running“ (Doobie Brothers).
Einen Leckerbissen hat man sich als Zugabe aufgehoben: „Sultans Of Swing“, im Original von den Dire Straits, war ja schon bei der Cripple Creek Band das Paradestück und hier läuft Erhard Hügel bei den Gitarrensoli nach wie vor zur Höchstform auf.
Fazit: der Besuch hat sich gelohnt, das Wiedersehen hat Freude gemacht. Den weiteren Werdegang der Mojo Times werden wir im Auge behalten.