Der in Hessen geborene Rüdiger Helbig lebt seit seinem 6. Lebensjahr in München und gilt als bester Banjospieler in unseren Breiten.
Meine erste Begegnung mit Rüdiger war 1979 in den Country Music-Sendungen, die von Gunter Gabriel moderiert wurden. Dort sah ich auch Frank Baum (Pedal Steel) zum ersten Mal. Rüdiger gründete damals die wohl erste deutsche Bluegrass-Band „Kentucky Bluefield“, die ich oft auf den Bühnen erleben durfte.
Wer Helbig´s Werdegang im Detail nachlesen möchte, dem sei seine Online-Autobiografie unter http://ruediger-helbig.de/Bio empfohlen.
Faszinierend, mit wem er schon alles gearbeitet hat. Er lebt übrigens nicht nur von der Musik, sondern besitzt den “Folkladen” in München, wo man alle Arten hochwertiger Instrumente kaufen kann.
Nach der Auflösung von Kentucky Bluefield entstanden 1996 „The Huckleberry Five“. Auch das war eine Bluegrass-Band, nur mit neuen Stilrichtungen. In den mehr als zwanzig Jahren ihres Bestehens hat die Besetzung seither oft gewechselt, manchmal nach nur einem Jahr.
Am 02. Januar 2020 war es wieder einmal soweit: Rüdiger Helbig hatte eine neue Formation zusammengestellt und die gab ihren ersten Auftritt im Münchner Rattlesnake- Saloon. Dass das ein Donnerstag war und der Saloon dennoch nahezu ausverkauft war, spricht für sich. Das Interesse war groß und damit auch die Erwartungen. Dennoch war beiden vier Akteuren von Nervosität nichts zu merken.
Seine neuen Bandkollegen hat sich Rüdiger offenbar diesmal mit besonderer Sorgfalt ausgesucht und dabei eine glückliche Hand bewiesen. Christian, der zierliche Gitarrist mit den langen blonden Haaren, hat Jazz-Music studiert und ist ein Ausnahme-Könner auf seinem Instrument. Sein Gesang passt ideal zu den Folk-Songs, etwa von Towns van Zandt, die die Band im Programm hat. Der junge Daniel aus Illertissen hat den weitesten Weg zu den Bandproben, doch das lohnt sich: Er spielt sehr gut Mandoline und singt wie ein ‚Zeisel‘, insbesondere wenn es um Musik von Bill Monroe geht. Den Bassisten Mick kannte ich bereits, denn der spielt ansonsten bei der Hee Haw Picking Band, einer Münchner Country-Band, die sich ganz der alten Country-Music verschrieben hat.
Die Zuschauer wurden nicht enttäuscht: vom ersten Titel an präsentierte uns dieses Quartett ein höchst interessantes Programm aus Bluegrass-Klassikern, American Folk und eigenen Stücken, die Rüdiger geschrieben hat. „Shuckin´ The Corn“ oder „Shady Grove“ kennt man gut und über eine traumhaft schöne Version von „Gentle On My Mind“, einem Hit von Glenn Campbell, haben wir uns sehr gefreut.
Zwischendurch wurde Nico Röwenstrunk, Sänger der besagten Hee Haw Picking Band, auf die Bühne gebeten und sang einen seiner geliebten Western-Swing Titel. Er wollte mal sehen, wie sich sein Bandkollege Mick in der Bluegrass-Szene so macht. Überhaupt waren an diesem Abend eine ganze Reihe von Musikern im Publikum. Direkt vor der Bühne haben wir u.a. Dieter Rahner, den Banjospieler von „Strictly Bluegrass“ ausmachen können.
Je später der Abend, umso schöner wurden die Songs: „Hickory Wind“ aus der Feder von Gram Parsons oder „The Weight“ der wohl bekannteste Titel von Bob Dylan´s Begleitmusikern „The Band“, diese Songs gehen direkt ins Blut. Schön, dass man mit „Mighty Quinn“ und „Fox On The Run“ auch etwas Musik von Manfred Mann neu aufpoliert hat. Der dreistimmige Gesang, den uns Christian, Daniel und Mick da präsentiert haben, klingt sehr gut und bei den Soli verstehen es alle vier, geschickt mit der Dynamik zu arbeiten. Auch das braucht Übung, Jeder muss ein Gefühl entwickeln, wann er beim Solo näher ans Mikro und ansonsten etwas zurücktreten muss. Die vier beherrschen das perfekt. Und sie haben Spaß zusammen, das spürt man und dieser Spaß überträgt sich aufs Publikum.
Die Gäste haben nicht getobt, nicht frenetische gefeiert, aber sie haben jeden einzelnen Song genossen und waren am Ende des Lobes voll. Auch Gelächter ist garantiert, wenn Rüdiger mit Charme und trockenem Humor durch das Programm führt.
Mit „The Last Thing On My Mind“ (Tom Paxton) und dem Bluegrass-Paradestück „John Hardy“ beendeten die vier ihren durchweg gelungenen ersten Auftritt. Sind das nun die besten Huckleberry Five, die es je gab? Das werden wir in etwa einem Jahr wissen, wenn sich das Ganze rundum eingespielt und auch weiterentwickelt hat. Beste Voraussetzungen haben sie jedenfalls. Ich werde ihren Werdegang mit Vergnügen weiter beobachten…