Kiefer Sutherland im Serenadenhof Nürnberg

Die meisten von uns kennen Kiefer Sutherland vor allem als Schauspieler, doch er hat schon vor etlichen Jahren seine Liebe zur Musik entdeckt. Der 1966 in England geborene Kanadier hat übrigens einen berühmten Vater, den Schauspieler Donald Sutherland. Sein ungewöhnlicher Vorname stammt von Warren Kiefer, einem Regisseur, der Donald Sutherland seinerzeit seine erste Filmrolle ermöglichte.

Neben seiner Schauspielerkarriere ist Kiefer als Musikproduzent tätig und leitet zusammen mit Jude Cole ein eigenes Label. Sutherland hat 2016 sein erstes Album „Down in a Hole“ veröffentlicht, die Songtexte hat er zusammen mit Jude Cole geschrieben und komponiert. 2019 veröffentlichte er sein zweites Album „Reckless & Me“.  Sein drittes Album „Bloor Street“ erschien 2022. Viele der Songs auf dem neuen Album sind während der Pandemie entstanden, als es kaum Auftrittsmöglichkeiten gab, so erzählte er uns in Nürnberg.

© Jürgen Stier

Für die Tournee 2023 hatte uns Mr. Sutherland auch zwei Special Guests mitgebracht. Das waren die Songschreiberin Sari Schorr mit ihrem Partner. Sari ist Bluessängerin aus New York City. Die Tochter eines Piloten und eines Models wuchs in einem musikalischen Umfeld auf. Zu ihren Vorbildern zählt sie insbesondere Ella Fitzgerald. Während ihrer Studienzeit hatte sie klassischen Gesangsunterricht. Aufgrund ihrer starken Stimme wurde sie ermuntert, Opernsängerin zu werden. Sari bevorzugte jedoch die Improvisation des Jazz und Blues und begann auch, Songs zu schreiben. Ihre Songs gehen dem Zuhörer nicht ganz leicht ins Ohr, doch ihre Stimme, das muss man anerkennen, ist phänomenal. Ein wenig erinnerte sie uns an Sheena Gee, die wir 2022 in der Bauernfeind-Arena erlebt haben. Für ihren halbstündigen Auftritt erhielten die beiden viel Beifall.

© laut.de/ Désirée Pezzetta
© laut.de/ Désirée Pezzetta

Nach einer kurzen Pause war dann Hollywood-Feeling angesagt. Begleitet von fünf absolut professionellen Musikern erschien Kiefer Sutherland auf der Bühne und zog das Publikum sofort in seinen Bann. Er ist mehr als ein Songschreiber, er ist ein Geschichtenerzähler und ein Entertainer zugleich. Und Geschichten hat er gar viele zu erzählen, teils verbal, teils in unterhaltsamen Songtexten verpackt. Und er gibt sich publikumsnah, ohne Starallüren, so als würde man ihn seit langem persönlich kennen. Dazu passt die Inszenierung: kein aufwändiges Bühnenbild, nur sein Vorname an der Rückwand, dazu etwas Licht und etwas Nebel (den wir Fotografen bekanntlich nicht so gerne mögen). Kein Firlefanz, Konzentration auf das Wesentliche. Was uns auch auffiel: Es ist ja heutzutage schon ganz normal, dass Musiker ein Smartphone oder Tablett an den Mikro-Ständer montieren und von dort die Songs ablesen. Kiefer und seine Band brauchen so was nicht, das zeugt von Professionalität.

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Viele der Gäste im ausverkauften Serenadenhof haben Kiefer schon bei deiner Tour 2018 erlebt. Damals klang seine Musik stark nach Country. Wer das heuer erneut erwartete, sah sich vielleicht etwas enttäuscht, denn er hat seinen Musikstil komplett neu ausgerichtet und auch seine Band ist eine andere. Was wir am 11.07.2023 in Nürnberg erlebten, war zumeist melodischer, aber durchaus auch harter Gitarren-Rock der Siebziger Jahre. Teils klingt´s auch etwas nach Springsteen, bisweilen auch durchaus nach Blues oder etwas Rockabilly. Langweilig wird diese Mischung keinen Moment, die Songs gehen schnell ins Ohr und sind abwechslungsreich. Und doch hat er durchaus mal einen überraschenden Cover-Song mitgebracht, z.B. von Patty Loveless “Blame It To My Heart” – Sutherland kann nach wie vor Country, kein Zweifel!

Von seinen eigenen Titeln hat uns das gefühlvolle „Chasing The Rain“ am meisten berührt. Die Texte seiner Songs erzählen auch von der Zeit, als er in jungen Jahren als Rodeo-Reiter mit Pickup und Pferdeanhänger unterwegs war, aber auch von seiner kleinen Heimatstadt, wo sich alles an den vier Straßenecken zutrug, dort wo sich die beiden Hauptstraßen kreuzten. Zum Abschluss des 80 Minuten dauernden Auftritts erlebten wir Kiefer´s wohl bekanntesten Song „It´s Friday Night“. Das Publikum war begeistert.

Bericht: Jürgen Stier
Fotos: laut.de/ Désirée Pezzetta