Johnny Cash Experience im Yukon Saloon

Gelegentlich führt uns der Weg auch mal weit über unsere fränkische Heimat hinaus. Am 10.12.2022 hatten wir die Gelegenheit, den Yukon-Saloon in Dinslaken zu besuchen. Dort gibt es regelmäßig Live-Konzerte mit Countrybands, aber auch andere Stilrichtungen. Der Saloon ist gemütlich und aus Holz gebaut, so wie man es aus Wildwest-Filmen kennt. Wenn eine Band spielt, wird es meist ganz schön voll und auf der Tanzfläche entwickelt sich eine gigantische Stehparty. Tanzen kann man da in der Regel nicht. Die Akustik ist gut, die Bühne ziemlich groß, nur das Bühnenlicht ist etwas kalt und dürftig.

Die Band Johnny Cash Experience, die wir da erleben durften, wurde uns von den angereisten Fans, die sie schon kannten, wärmstens empfohlen. Für die Musiker war es praktisch ein Heimspiel, stammen sie doch alle fünf aus dem Raum Wesel-Bocholt. Wie es dazu kam, eine Johnny Cash-Coverband auf die Beine zu stellen, fragte ich die Jungs bei einem kurzen Interview im Backstage-Bereich. 2008 gab Gitarrist Olaf Hermann eine Annonce auf, in der er einen Sänger für ein Country-Projekt suchte. Es meldete sich Joe Sander und von dem war er sofort begeistert, weil dessen Gesang in der Tat stark dem von Johnny Cash ähnelt. Die weiteren Bandkollegen waren bald gefunden. Aktuell sind das: Markus Dünkelmann (Kontrabass), Marco Lodemann (Drums) und Mark Bußkönig (Piano, Steel-Guitar). Was die Band auszeichnet, ist vor allem der starke Gesang von Joe Sander, aber auch immer wieder die schönen Gitarrensoli von Olaf Hermann.

Natürlich erklingen da etliche der großen Hits von Johnny Cash, aber die Jungs können viel mehr: Sie geben einen Überblick über die ganze Bandbreite von Cash´s musikalischem Schaffen. Und hier kann der aufmerksame Zuhörer noch etliches lernen. Zum Beispiel hat Johnny Cash in seiner Frühzeit durchaus auch etwas Rock ´n Roll gespielt. Das verwundert uns nicht, war er doch in den 50er Jahren zeitgleich mit Carl Perkins und Jerry Lee Lewis beim Sun Studio im Memphis unter Vertrag. Da erklingt dann z.B. Elvis Presley´s erster Hit „That´s Alright Mama“ in ganz anderem Sound. Überhaupt hat Cash ja im Laufe der Zeit viele Songs anderer Künstler gecovered, etwa „Hey Good Lookin´“ von Hank Williams, „Sea Of Heartbreak“ von Don Gibson oder eine besonders starke Version des Kristofferson-Klassikers „Me And Bobby McGee“. All das lernt man wenn man einen Abend mit Johnny Cash Experience besucht.

Aber das Spektrum reichte noch viel weiter: Wir hörten Songs von JJ Cale, Bob Dylan, Bruce Springsteen und U2, alle im Original Johnny Cash-Sound. Aber natürlich fehlen die schönsten von Cash´s eigenen Hits nicht, z.B. „Sunday Morning Coming Down“. Zwischendurch ein paar Weihnachtslieder, die Cash mal veröffentlicht hat und natürlich der Klassiker „Ghost Riders In The Sky“.

Gespielt hat Johnny Cash Experience übrigens in der Vergangenheit auch schon im europäischen Ausland und sogar bis nach Malaysia hat man sie schon mal eingeladen. Ziel ist es laut Band-Angaben, dass jene Zeitgenossen, denen es entweder auf Grund ihres Alters oder des damals noch nicht voll entwickelten Geschmacks nicht vergönnt war, Johnny Cash live zu sehen, eine Chance bekommen sollten, an dieser großartigen Musik zu partizipieren. Als ich freilich den Fans da im Saloon erzählt habe, dass ich Johnny Cash zusammen mit June Carter und Band 1982 in Nürnberg live gesehen habe, erstarrte man geradezu in Ehrfurcht. Offenbar war ich da der einzige an diesem Abend in Dinslaken. Für mich war es jedenfalls ein tolles Erlebnis, genau 40 Jahre nach meinem Besuch bei Johnny Cash diese Coverband zu sehen. Krönender Abschluss war der Porter Waggoner-Song „Green Green Grass Of Home“.