CD Rezension – Jason Aldean “9”

Wenn “9” zum ersten Mal im Country Radio zu hören ist, wird Aldean seine Country Vocals weiterhin mit Hard Rock Brawn und Hip Hop Swagger mischen. Wie der Sänger in einer Pressemitteilung anmerkt, ist sein neues Lied eine Rückkehr zu den Knallern, die ihn in seinen frühen Tagen als aufstrebender Künstler den Fans vorgestellt haben. “We Back” ist einer von vier Songs, die über digitale Streaming-Plattformen gleichzeitig enthüllt werden.

“Schon früh dachte ich, wenn wir jemals so viele Alben machen würden, würde ich das neunte Album “9” nennen. In meiner Kindheit war es meine Baseballnummer und es war einfach immer meine Glückszahl”, erklärt Aldean. “Ich erinnere mich, dass ich das erste Album fertiggestellt habe und dachte, “das ist nun für immer Vergangenheit”, und jetzt sind wir hier. Ich weiß nicht, es ist wirklich etwas Besonderes, dass wir es so weit gebracht haben – es ist also mehr für mich als für alle anderen, es bedeutet mir wirklich sehr viel.”

“Die Leute kaufen jetzt Alben mit acht Songs für 10 Dollar, aber mit neun bekommen Sie zwei ganze Alben auf einmal”, erklärt Aldean. “Ich möchte, dass die Fans das Gefühl haben, mehr zu bekommen, als sie erwartet haben, und ich möchte, dass sie es von oben bis unten hören und niemals überspringen … oder mit dem Daumen nach unten oder was auch immer.”

Das schlicht und einfach “9” betitelte Album des mit Gold und Platin überschütteten Country-Pop-Giganten Jason Aldean, der durchaus in die olympischen Sphären eines Garth Brooks und Toby Keith hineingehört und sich, wer sollte es ihm verdenken, mit der Country-Pop-Komponisten-Creme de la Creme wie Neil Trasher (Randy Houser, Colin Raye, etc.), Michael Tyler(Dierks Bentley) oder Josh Thompson (u.a. Blake Shelton, Brett Young, Darius Rucker) zusammentat, um seinen Songs unter dem sicheren Produzentenhändchen Michael Knox den finalen Schliff zu geben.

Aldean beschäftigt erneut seinen langjährigen Produzenten sowie seine Roadband. Er hat sich immer auf diese Spieler verlassen, anstatt Nashville-Studiomusiker für seine Alben zu beschäftigen.

Jason Aldean steht seit fast 15 Jahren an der Spitze seines Genres. Der amtierende “ACM-Künstler des Jahrzehnts” und dreimalige ACM “Entertainer des Jahres” ist einer der dominierenden und erfolgreichsten Künstler in den US-Charts: Er hat 23 #1-Hits veröffentlicht und ist der einzige Country-Act in der Geschichte, der viermal hintereinander auf Platz 1 der Billboard 200 stand und dabei über 14,4 Milliarden Streams und mehr als 18 Millionen verkaufte Alben erzielte.

Die Songs:
1. “Tattoos And Tequila” (Michael Dulaney, Neil Thrasher)
Sehr rockiger mit hang zum Hardrock Song

2. “Blame It On You” (Kurt Allison, John Edwards, Michael Tyler, Brian White, Tully Kennedy)
Rockig mit guten melodischen Elementen

3. “Champagner Town” (Matt Dragstrem, Josh Thompson)
ruhig in den Strophen im Refrain wird’s rockig

4. “Some Things You Don’t Forget” (Nick Brophy, Michael Dulaney, Jennifer Hanson, Neil Thrasher)
von hard bis soft im angenehmen Wechsel

5. “Got What I Got” (Thomas Archer, Alex Palmer, Michael Tyler)
angenehm ruhige sinnliche Ballade

6. “Keeping It Small Town” (Jaron Boyer, Ben Hayslip, Morgan Wallen)
stimmt zu gutem Mitschunkeln an

7. “Camouflage Hat” (Ben Hayslip, Jameson Rodgers, Josh Thompson)
ruhig mit rockig angenehmen Elementen

8. “Came Here To Drink” (Jaron Boyer, Alex Palmer, Michael Tyler)
und nochmal etwas schön ruhiges

9. “We Back” (Tyler Hubbard, Brad Warren, Brett Warren, Jordan Schmidt)
melodische bis rockige Mischung

10. “Dirt We Were Raised On” (Rhett Akins, Jaron Boyer, Josh Thompson)
rockig beschwingt

11. “I Don’t Drink Anymore” (Kelly Lovelace, CJ Solar, Neil Thrasher)
lädt zum Paarweisen schroffen ein

12. “Cowboy Killer” (Jaron Boyer, Josh Hoge, Michael Tyler)
schöner song der natürlich nicht die harten Gitarrenriffs vergisst

13. “One For The Road” (Lynn Hutton, Brandon Kinney und Josh Thompson)
trifft den Songtitel perfekt, einer zum Cruisen

14. “Talk About Georgia” (Kurt Allison, Tully Kennedy, Michael Tyler)
sehr rockig

15. “The Same Way” (Brock Berryhill, Brantley Gilbert, Cole Taylor)
extreme Wechsel zwischen sehr rockig und ruhig

16. “She Likes It” (Jaron Boyer, Ben Stennis, Michael Tyler)
rockig mit schönem Gitarrensolo

“We Back” ist der Inbegriff von Aldean, eine Mischung aus progressiven Produktionsaspekten und atemberaubenden Bildern. “Wo ist der Kerl in den stählernen Zehen, bedeckt mit Dreck / Nur ein Rock’n’Roll-T-Shirt auf dem Weg zur Arbeit / Mit einer Packung Red Man in der Tasche / Er ist irgendwie rot, Mann, aber er rockt”, sagte er singt, die Musik eine Mischung aus sauberen Gitarren und auf einem Drum-Loop aufgebautem Low-End-Crunch. Vermissen wird man aber weitgehend Klänge von Steel-Guitar und Fiddel. Aber auf typisch aldeanische Weise explodiert es in eine Hardrock-Country-Hymne im Refrain, als er sich als Mitglied desselben Stammes ausweist: “Es ist wahrscheinlich wahr, was meine Mama gesagt hat / ich mache es genauso wie mein Vater.”

Aldean verzichtete auf den jetzt üblichen Rollout-Plan, in den Wochen vor der Veröffentlichung eines Albums neue Tracks nacheinander einzuführen, und veröffentlichte heute vier neue Songs von 9 .Neben “We Back” gibt es die Power-Ballade “Blame It On You” die erzählt von der halb-betrunkenen Erkenntnis, dass unsere eigenen Probleme manchmal hausgemacht sind, “I Don’t Drink Anymore” serviert eine mehr als eingängige Hook, “Keep It Small Town” erinnert daran, dass ein zufriedenes Leben nicht immer kompliziert sein muss und die feurige Lead-Single “We Back” rundet die neuen Songs ab.

Da ist es schwierig, angesichts des geballten Songpotentiales wie “We Back” und des – ist das noch Country? – knackig rockigen “Tattoos and Tequila” unter die Fangemeinde zu werfen.

Da bleibt den Cowboys nicht viel Zeit für Melancholie, hier wird gerockt bis der Doc kommt und zu “Champagne Town” und “Camouflage Hat” werden die Nackenmuskeln ordentlich in Marsch gesetzt.

Es gerät schwierig, einzelne der geballten stolzen 16 (!) Songs herauszuheben, stellt Aldean mit jedem der Songs seinen Scheffel ins rechte Licht und vermag sich mit dem Uptempo Song wie “Dirt We Raised On” in Szene zu setzen, das sich charmant von Mal zu Mal entwickelt.

 

Fazit: Der Country Rocker Jason Aldean ist in den Staaten ein absoluter Superstar. 15 Billionen Streams, 18 Millionen verkaufte Alben, ausverkaufte Stadion Tourneen und dreimal die ACM Auszeichnung zum Entertainer des Jahres sprechen eine deutliche Sprache. Mit seinem neuen Album “9” sollte ihm der Erfolg auch in Europa gelingen. Die Scheibe ist wirklich stark geworden und hat mit der eigentlich verpönten Country Music fast gar nichts gemein. Ich würde das schon fast als “Nickelback” Sound mit Country Anleihen bezeichnen. Schon die erste Single “We back” ist ein treibender Rocksong mit fettem Stadion Refrain und einem feurigen Gitarrensolo. 16 Songs lang weiß der gute Mann und seine Band mit seiner Mischung aus Rock und Country zu begeistern. Selbst die Balladen sind frei von Kitsch. Einzelne Songs hervorzuheben macht keinen Sinn, denn Ausfälle sind keine dabei und alles ist auf einem hohen Qualitätslevel angesiedelt. Rockmusik die Spaß macht und langen Autofahrten die Langeweile nimmt. Obwohl ich mit Country Music eigentlich eher Sounds a la Alan Jackson und Garth Brooks verbinde, gefällt mir das hier Gebotene ausgesprochen gut.

 

Text: DJ Ringo