Blues-Abend im Orpheum Nürnberg

In der letzten Zeit haben wir schon zweimal über eine Musikrichtung berichtet, die mit Country nur entfernt verwandt ist. Und dennoch hat Blues mit Country eines gemeinsam: es handelt sich um echte, handgemachte Musik mit Texten, die so richtig aus dem Leben gegriffen sind.

Zum Abschluss dieser kleinen Reihe möchten wir über einen Abend der besonderen Art am 03.04.2022 im Nürnberger Orpheum berichten. Der dortige Veranstalter Gunter Groß unterstützt die fränkische Musikszene seit langem nach Kräften und bietet lokalen Künstlern eine Plattform. Die Gäste honorieren es und auch dieses Konzert war nahezu ausverkauft.

Angekündigt waren „Keili, Chris und Reinhold“, ein Trio also, aber spontan gesellten sich zwei weitere Künstler hinzu. So erlebten wir fünf Musiker, die zu den Legenden des fränkischen Blues zählen: Sänger Reinhold Engelhard verfügt über eine ausdrucksstarke Stimme, die wie gemacht ist für Blues. Seit den 60er Jahren ist er mit verschiedensten Bands auf Tour gewesen und 1970 hat er die NC Brown Blues Band gegründet. Er moderierte auch das Programm, humorvoll und charmant, so kennt man ihn. Der Ansbacher Keili Keilhofer zählt ebenfalls seit Jahrzehnten zu den anerkannt besten E-Gitarristen im Lande und Chris Schmitt kann man wohl schon zu den Legenden auf der Mundharmonika, besser gesagt der Blues Harp zählen. Hinzu gesellten sich Klaus Brandl, ein Meister auf der akustischen Blues-Gitarre, und Keyboarder Budde Thiem, ebenfalls Mitglied der NC Brown Blues Band.

Was diese fünf Urgesteine hier zelebrierten, ließ keine Wünsche offen und sorgte von der ersten bis zur letzten Note für Begeisterung im Publikum. Als Nicht-Fachmann kannte ich die meisten Songs nicht, aber einige sind ja doch überragend bekannt, etwa „Kansas City“, gesungen u.a. von dem unvergessenen Muddy Waters, oder auch der „Saint Louis Blues“ und „Big Boss Man“. „Summertime And The Livin´ Is Easy“ kennt man von Ella Fitzgerald. Zwischendurch gab es mal einen Abstecher zu George Gershwin.

Mein persönlicher Eindruck: Jeder dieser fünf Künstler gibt hier sein Bestes und alle harmonieren perfekt. Herrliche Gitarrensoli, von Keili auf der E-Gitarre und Klaus auf der Akustischen wechseln ab mit fetzigem Piano von Budde und der von Chris markig und aus tiefstem Hals gespielten Blues-Harp. Der legendäre Paul Butterfield hätte seine helle Freude gehabt! Über allem aber schwebt der einzigartige Solo-Gesang von Reinhold, der beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Als Liebhaber von Classic-Rock aus den 70ern habe ich mich besonders gefreut über eine bärenstarke Interpretation des Procule Harum-Klassikers „A Whiter Shade Of Pale“, eingeleitet nicht, wie im Original von der Orgel, sondern von der Blues Harp. Ganz hervorragend gemacht, dieser Song, für mich das Highlight des Abends. Hoffen wir, dass der kürzlich verstorbene Gary Brooker von da oben zugeschaut hat. Er hat sicher seine Freude gehabt. Mit „Georgia On My Mind“ ging ein stimmungsvoller Abend zu Ende.

Im Oktober soll es dann übrigens mit Britta T. & Band auch wieder mal Country im Orpheum geben. Weiter so, Gunter Groß, wir freuen uns drauf!