Abschiedstournee der Good Brothers

Am 25. Februar hatten wir im Münchner Rattlesnake-Saloon Gelegenheit, die Good Brothers aus Ontario, Kanada hierzulande ein (vorläufig) letztes Mal zu erleben.

Meine erste Begegnung mit den Zwillingsbrüdern Bruce und Brian sowie ihrem jüngeren Bruder Larry datiert aus dem Jahr 1993 auf der damalige Country Music Fan Fair in Sinsheim. Aber das war beileibe nicht ihre erste Aktivität in unseren Breiten. Geradezu unglaubliche 41 Europa-Tourneen haben die Jungs seither absolviert und dabei mehr als 800 Konzerte gespielt, die meisten in den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz. Bei all diesen 41 Tourneen hat sie Kees de Haan, der tüchtige Konzertagent aus den Niederlanden betreut und ist mit ihnen mehr als 100.000 km durch die Lande gefahren. Auch in Franken waren sie öfters, etwa im Baton Rouge in Dürrenmungenau.

Die Musiker, die das Trio begleiteten, waren immer wieder andere, aber einige waren so oft dabei, dass wir sie ebenfalls schon zu unseren Freunden zählten. Stellvertretend möchte ich hier den leider im Vorjahr verstorbenen Schlagzeuger Bill Carruthers nennen.
Die Jungs sind über 70 und haben im letzten Jahr etwas gekränkelt, deshalb haben sie beschlossen, ab jetzt kürzer zu treten und nur noch einige Konzerte in der Heimat zu spielen.

Wir dürfen uns also glücklich schätzen, dabei gewesen zu sein, denn dies war die offizielle Abschiedstournee der Good Brothers. Dazu hatte Bruce sich etwas besonderes einfallen lassen: Als Begleitmusiker hatte er seine beiden Söhne Travis und Dallas mitgebracht, die beide schon in den Neunzigern mit in Deutschland waren. Dallas ist Bassist und Travis ein talentierter Solist auf Fiddle, Mandoline und Akustikgitarre. Diese beiden Brüder haben sich im Übrigen als Duo ‘The Sadies’ einen Namen gemacht und sie gastieren z.B. am 09.04.2020 in Krefeld.

Da standen nun an diesem Dienstag im Rattlesnake-Saloon fünf Familienmitglieder auf der Bühne und bereiteten uns einen unvergesslichen Abend.
Das Repertoire der Goods reicht weit hinaus über das Thema Country Music, denn da ist eine gute Dosis Bluegrass dabei. Da beweist Larry am Banjo ein ums andere Mal sein überragendes Können bei „Fox On The Run“, „Duelling Banjos“ und sogar einem eigenen Titel. Aber wir hörten auch herrliche Folk-Songs, von ihrem Freund Gordon Lightfoot etwa den Song „Cotton Jenny“ oder von John Denver das wunderschöne „Sweet Surrender“.
Es war die Mutter von Bruce, Bryan und Larry, die sie schon im Kindesalter zum Singen und Musizieren animiert hat und da gab es schon eine Vorliebe für irische Musik, die sich bis heute bei den Goods erhalten hat.
Ihr Andenken halten sie mit einem Medley am Leben, das in den Klassiker „You Are My Sunshine“ mündet, vom Publikum lautstark mitgesungen. Faszinierend ist auch schon immer, dass man mit rein akustischen Instrumenten auskommt: Bruce spielt vorwiegend Dobro und auch Autoharp, ein traditionelles Instrument, das schon die Carter Family gern benutzt hat. Brian beherrscht neben seiner Gitarre auch die irische Tin Whizzle.
Der dreistimmige Gesang ist eine Freude, aber gegen Ende durfte Sohn Travis mal einen Song zum Besten geben und stahl den anderen beinahe die Show.

War das nun wirklich das letzte Mal, dass diese sympathische Band uns unterhalten hat? War da nicht eben ein Augenzwinkern im Spiel? Warten wir es ab.
Fest steht: Dieser Abend hatte etwas Feierliches und Ergreifendes zugleich. Bruce bedankte sich immer wieder, dass so viele Gäste Jahr für Jahr zu ihren Shows gekommen sind.
Ein wenig feuchte Augen hatten wir alle. Den Lightfoot-Klassiker „Alberta Bound“, bei dem richtig die Post abgeht, heben sie sich meist für den Schluss auf und da blickt mal mit einem Mal nur noch in fröhliche Gesichter.