25. Country- und Bluegrass-Festival Ehingen

Am 22.04.2023 fand in der Stadthalle in Ehingen an der Donau schon zum 25. Mal das beliebte Country- und Bluegrass-Festival statt. Organisiert wurde es vom Kulturamt der Stadt in Zusammenarbeit mit den Country- uns Western Friends Kötz 1982 e.V. Um 19 Uhr begrüßte Friedrich Hog die Gäste in der fast vollbesetzten Halle und kündigte drei hochinteressante Bands an, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.

Den Anfang machte das Bluegrass-Quartett New Aliquot aus der Tschechischen Republik. Diese vier jungen Herren hantieren erstaunlich behände mit Akustikgitarre, Kontrabass, Mandoline und Dobro, bei einigen Stücken auch mit einer Fiddle. Sie spielen neue Akustik-, Bluegrass- und Folk Music. Das Repertoire besteht aus Originalsongs, Eigenkompositionen und speziellen Arrangements einiger weniger bekannter Roots-Songs. Die Band wurde 2016 gegründet, als Pavel Duda (Bass) sich Ondra Kozák (Gitarre), Vítek Hanulík (Mandoline) und Karel Začal (Dobro) sich zusammenschlossen. Alle haben viel Erfahrung aus anderen Bands mitgebracht. New Aliquot gewann 2019 den 2. Preis beim Bandcontest beim La Roche Bluegrass Festival und veröffentlichte im selben Jahr ihr erstes Album „It Takes Time“. Ihre Musik macht sofort Freude, die Songs sind mal schnell und fetzig, mal melodisch und getragen, virtuose Instrumentensoli wechseln mit starkem dreistimmigem Gesang. Da kommen natürlich bekannte Stücke, etwa von Bill Monroe oder Tim O’Brien vor, das meiste aber kennt man nicht und das ist gut so. Das Publikum dankte den Auftritt mit viel Beifall, daher gab es als Zugabe noch eine traumhaft schöne Version des John Hartford-Klassikers „Gentle On My Mind“.

Nach einer kurzen Pause folgte das Lovesick-Duo aus Bologna, Italien mit einem tollen Kontrastprogramm. Paolo Roberto Pianezza beherrscht elektrische und akustische Gitarre sowie ein- und doppelhalsige Lap-Steel. Francesca Alinovi spielt den Kontrabass mit einem zusätzlichen Brush Pad, einer in den Kontrabass eingebauten Perkussion, um den Rhythmus mit einem Trommelbesen zu erzeugen. Die beiden hatten sogar Verstärkung mitgebracht, den großartigen Fiddler Alessandro Cosentino. Dieses Trio ließ das Publikum tief eintauchen in die amerikanische Musik der 40er-50er Jahre: Mit ihrem Sound, ihrer Kleidung und ihren Vintage-Musikinstrumenten präsentierten sie uns die damals typische Country-Music, Western Swing, aber auch energiegeladenen Rockabilly. Zwei CD´s haben sie inzwischen veröffentlicht, eine auf englisch, eine auf italienisch. Und sie wurden schon in ganz Europa zu Festivals eingeladen. Wann hat man „Back In The Saddle Again“ von Gene Autry zuletzt gehört? Oder „Don´t Fence Me In“ von Roy Rodgers? Krönender Abschluss: „Roly Poly“ von Bob Wills. Der Beifall der Gäste sprach für sich.

Dann stand eine Line Dance Präsentation auf dem Programm: eine fünfköpfige Abordnung der Virginia Line Dancer aus Ravensburg und Tettnang präsentierte uns ca. zehn Minuten lang Ausschnitte aus zahlreichen Tänzen. Da waren sogar einige dabei, die wir spontan hätten mittanzen können. Der Auftritt war toll gemacht, mit etwas Show, aber vor allem viel guter Laune.

Letzter Akt dieses gelungenen Festivals war der Auftritt des bestens bekannten Daniel T. Coates mit seiner Band. Die Besetzung: Helmut Limbeck (Mandoline, Fiddle, Gesang), Clemens Schirmer (Drums), Gabor Bardfalvi (Kontrabass, Gesang) sowie Thomas Schönheiter (Akkordeon, Piano, Gesang). Handgemachte Country Music aus Pennsylvania steht auf Daniels Banner. Das stimmt natürlich, auch wenn Daniel schon vor fast 40 Jahren aus Student nach Deutschland kam und hier bleib. In Unterfranken hat er sich niedergelassen, eine ganze Reihe eigener Songs auf mehreren CD´s veröffentlicht. Die Stärke dieser fünf Jungs ist die Spontaneität: Jeder Auftritt beinhaltet andere Songs und man ist immer wieder überrascht, was sie da, neben eigenen Titeln, alles ausgraben, was für Songperlen es in den letzten fünf Jahrzehnten gegeben hat und die man schon fast vergessen hätte. „Lord I Hope This Day Is Good“ von Don Williams oder „Fire On The Mountain“ von der Marshal Tucker Band sind solche Beispiele oder auch Dwight Yoakam´s „A Thousand Miles From Nowhere“. Gut, dass Daniel und seine Band diese geniale Musik am Leben erhalten. Die Gäste haben sich sichtlich gefreut.

Der Weg nach Ehingen hat sich also wieder mal gelohnt. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal, sicher wieder mit einem ganz anderen Kontrastprogramm.