Carly Pearce und Wade Bowen im Backstage in München

Das ist erfreulich: es wird wieder mehr Country Music aus den USA bei uns präsentiert. Zu verdanken ist das der Konzertreihe SOUND OF NASHVILLE, die regelmäßig zu Shows in Hamburg, Köln, München, Berlin und Frankfurt namhafte Künstler aus Music City USA nach Deutschland holt.

Am Valentinstag, den 14.02.2025 konnten wir im Rahmen dieser Reihe Carly Pearce im Münchner Konzertsaal „Backstage“ bei einem 90minütigen Auftritt erleben. Carly stammt aus Kentucky und zählt mit ihren 34 Jahren bereits zu den angesagtesten Acts in der amerikanischen Countryszene, war aber hierzulande bislang eher ein Geheimtipp. In München war sie noch nie und nach eigenen Aussagen fühlte sie sich hier sehr wohl und war gespannt auf den Abend.

Doch zunächst stand ein Special Guest auf dem Programm, auf den sich das Münchner Publikum sehr gefreut hat, weil er hier schon vor einigen Jahren mal zu erleben war: Der Texaner Wade Bowen begleitet Carly Pearce auf der gesamten Europatournee. Wade zeigte sich sichtlich erfreut, dass die Halle schon zu seinem Auftritt praktisch voll war, was in seiner Heimat nicht immer der Fall ist. Wade ist 47 Jahre alt und seit rund 25 Jahren im Geschäft. Vier Studioalben hat er bislang veröffentlicht. Knapp eine Dreiviertelstunde erlebten wir, wie toll handgemachte Country Music klingen kann, vor allem, wenn sie sich auf das Wesentliche beschränkt. Drei Mann mit zwei Akustikgitarren und einem Bass sowie schönem mehrstimmigen Gesang, besser geht´s nicht. Wade verzichtet auf das covern von bekannten Titeln, singt seine eigenen wunderschönen Songs und die klingen so, wie langjährige Countryfans es sich wünschen, nämlich nach Country Music pur. „A Guitar, A Singer and A Song“, so lautet sein bekanntester Titel und das ist auch seine Lebens-Philosophie. Das Publikum dankte es mit langem Beifall.

Die Musik von Carly Pearce geht in eine völlig andere Richtung, nämlich New Country, wie sie das jüngere Publikum bevorzugt. Dabei hat sie schon jede Menge Erfahrung gesammelt, spielte sie doch schon im Alter von 11 Jahren Bluegrass. Kein Zweifel, ihre Songs sind gut und ihre Stimme ist erstklassig. Mit Titeln wie „Every Little Thing“ (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Song von Carlene Carter), „Wasn´t That Drunk“ oder „“Closer To You“ hatte sich in den USA schon Erfolge. Ihren Durchbruch aber schaffte sie mit „I Hope You’re Happy Now“, einer Nummer 1 in den USA.

Die Fans traditioneller Country Music tun sich freilich etwas schwer damit, weil das ganze gar nicht mehr so richtig nach Country klingen mag. Was uns auch, zumindest bei den ersten paar Songs, nicht schmecken wollte, waren das Arrangement und die Abmischung. Zuviel Bass und dominantes Schlagzeug haben die Fiddle und Akustikgitarre komplett übertönt. Am schlimmsten war die unnötig laute Basstrommel. Nur allmählich fand der Soundmischer zu einer erträglichen Abstimmung. Der Leckerbissen zweifellos war das Duett, zu dem Wade Bowen nochmal auf die Bühne gebeten wurde: „Louisiana Woman, Mississippi Man“ (im Original von Loretta Lynn und Conway Twitty), da kam auch bei den langjährigen Fans Freude auf. Lobend erwähnen muss man auch die humorvolle Art, mit der Carly immer wieder den Kontakt zum Publikum sucht und auch findet.

Was Hoffnung macht, war das Durchschnittsalter der Fans an diesem Abend: auffallend viele junge Leute können sich für diese Art von Country Music begeistern. Das verspicht viel für die Zukunft dieser Musik hierzulande. SOUND OF NASHVILLE hat große Pläne, noch viele Stars aus Nashville nach Europa zu holen. Wir werden die weitere Entwicklung mit Interesse beobachten.

Anmerkung zu den Fotos: Man möge mir die Qualität verzeihen, ich war nicht als Pressevertreter angemeldet, sondern privat in München. Deshalb konnte ich keine Kamera mitnehmen und war auf das Handy angewiesen.