Bluegrass-Festival Birkenried 2024

Das große Country-Festival der Country & Western Friends Koetz 1982 e.V. gibt es leider nicht mehr, doch das Bluegrass-Festival Birkenried lebt weiter und fand heuer, am 06. bis 08.09.2024, schon zum 15. Mal statt. Das Kulturgewächshaus in Birkenried (zwischen Gundelfingen und Günzburg) und das gesamte Gelände drum herum, auf dem man auch zelten kann, gehört zu den stilvollsten Veranstaltungsorten überhaupt. Das Programm war erneut sehr abwechslungsreich und nicht streng am Bluegrass orientiert.

Den Freitagabend dieses widmete man dem verstorbenen Freund und Ehrenmitglied Eberhard Finke. Er war viele Jahre Herausgeber der beliebten Bluegrass-Bühne hat mehr für diese Musik getan als irgendjemand sonst. Natürlich war auch ein Teil seiner Familie nach Birkenried gekommen. Man hatte zwei Bands eingeladen, mit welchen die Country & Western Friends Koetz (CWFK) eine langjährige musikalische Freundschaft verbindet. Der bekannte Banjospieler Rüdiger Helbig hat mit seiner damaligen Band Kentucky Bluefield bereits vor 40 Jahren auf dem Festival der CWFK gespielt.

Daher machte Rüdiger´s aktuelle Band The Huckleberry Five am Freitag den Anfang, nachdem Peter Wroblewski, der Vorsitzende der CWFK, um 19:30 Uhr das Publikum begrüßt ein den verstorbenen Eberhard Finke mit einer Dia-Show und freundlichen Worten gebührend gewürdigt hatte. Wir hörten eine ganze Reihe schöner Bluegrass-Klassiker, aber auch ein paar Songs aus anderen Musikrichtungen, alle gekonnt auf Bluegrass umgearbeitet, z.B. „The Letter“, ein Song der Box Tops aus den 60er Jahren. Rüdigers Bandkollegenhaben wir ja schon in früheren Berichten aus dem Münchner Rattlesnake-Saloon ausführlich vorgestellt. Erwähnen sollten an dieser Stelle, dass wir am Kontrabass Jim Klopfenstein erlebten, der zu den besten auf diesem Instrument zählt und der hat tatsächlich damals schon bei Kentucky Bluefield mitgewirkt.

Zweite Band am Freitag waren die Grass Root Ties aus dem Raum München, gegründet vor vielen Jahre von Paul Stowe (ursprünglich aus Salt Lake City) und Trevor Morriss (aus London). Interessant ist, dass beide damals auch schon bei Kentucky Bluefield musiziert haben! Die zwei operieren ja musikalisch zweigleisig. Als Grass Root Ties spielen sie Bluegrass mit ein paar kleinen Abstechern zur irischen Folklore, als Matching Ties präsentieren sie Irish, Scottish und American Folk. In Birkenried erlebten wir von Ihnen, verstärkt durch Thomas Kärner am Bass, auf verschiedenen Saiteninstrumenten eine Auswahl unterschiedlicher Musikstile wie Bluegrass, akustische Country-Music, sowie etwas Blues und Folk. Man lernt auch, wie sehr die Musik irischer Einwanderer den Bluegrass beeinflusst hat. Das Publikum honorierte beide Bands mit viel Beifall.

Kurz vor Mitternacht erlebten wir das das obligatorische Finale, bei dem alle sieben Künstler nochmal alles in die Waagschale warfen mit so herrlichen Klassikern, wie „In The Moonlight Midnight“ und „Hickory Wind“. Dann machten sich die gut hundert Gäste sichtlich bewegt auf den Heimweg.

Am Samstag kann man schon ab 14 Uhr immer im Bluegrass Café bzw. bei schönem Wetter im Garten, der Open Stage beiwohnen, Kaffee und Kuchen genießen und sich mit anderen Gästen nett unterhalten. Da spielte am Nachmittag Johnny Guitar einige schöne Country Klassiker. Es folgte das Trio Little Maggie aus Freising mit bekannten Bluegrass Titeln. Ziggy Harpdust erteilte uns eine Lehrstunde in Sachen Autoharp, jenem Instrument, das auch June Carter schon gespielt hat. Unglaublich was der Mann in Sachen Musikgeschichte alles zu erzählen weiß! Abschließend erlebten wir das Country-Duo John D. & The Rose and Friends mit einer traumhaft schönen Auswahl an Country Songs der letzten Jahrzehnte.

 

Am Samstag beginnt das Abendprogramm immer schon um 17:30 Uhr, weil da drei Bands auftreten. Die angekündigte Grey Eagle Bluegrass Band musste leider absagen, da war der Fiddler erkrankt. Ersatz war schnell gefunden: Das Trio Little Maggie sprang ein und unterhielt uns mit bekannten Titeln, wie „Carolina In The Pines“, „Uncle Pen“, „Rambling Man“ und etlichen anderen. Interessant: Anna, die Junge Dame an der Fiddle stammt aus Japan. Sie hätte dort nach dem Willen ihrer Familie eigentlich Klassische Musik spielen sollen, doch Bluegrass gefällt ihr besser und sie hat Deutschland zu ihrer Wahlheimat gemacht. Da sagen wir doch: herzlich willkommen!

Einen schönen Kontrast bildete der Auftritt von Wings On Strings. Wir erlebten eine herzerfrischende Parade von traditionellen Oldtime Songs mit mehrstimmigem Gesang und virtuosen Instumentalstücken aus der musikalischen Frühzeit Amerikas. Diese sechs jungen Leute leben die amerikanische Folk-Musik voller Leidenschaft. Mit Geige, Gitarre, Mandoline, Kontrabass und Banjos nahm uns diese deutsche Band mit auf eine Reise in die Appalachen und wir erlebten die Basis, aus Bluegrass entstanden ist. Das wirkte kein bisschen altbacken, sondern toll aufpoliert. Man möchte zu dieser Musik augenblicklich eine Sohle aufs Parkett legen!

Als dritte Band am Samstag gelang es auch diesmal eine Formation aus den USA zu engagieren. Aus Colorado kommen Brandywine & The Mighty Fines und auch hier hatte der Flyer der CWFK nicht übertrieben: Dieses Quartett spielt eigene Kompositionen sowie Klassiker von Bill Monroe, den Dillards über Grateful Dead bis hin zu Dolly Parton. Gerne wird ihre Musik auch als „Twang-Grass“, „Sweetgrass“ und „Tonkgrass“ beschrieben. Brandy Ray (Mandoline), ihr Ehemann Joshua Ray (Gitarre), Matthew Schexnyder (Gitarre) und sowie Joe Gibb (Bass) verarbeiten auch gern mal Titel aus ganz anderen Genres, etwa Rolling Stones oder Pink Floyd und machen gekonnt Bluegrass daraus. Das Publikum war restlos begeistert. Das abschließende Finale mit allen 13 Musikern des Abends bildete den krönenden Abschluss.

Am Sonntag gab es im Garten den üblichen Gottesdienst mit Pfarrer Volker Haug, musikalisch untermalt von John D. & The Rose mit schönen Gospel-Titeln. Anschließend spielten Wings On Strings nochmal zum Weißwurst-Frühschoppen. Ab 14 Uhr erlebten wir dann nochmals unsere vier Freunde aus Colorado mit ihrer herrlichen Musik. Dann machten wir uns fröhlich auf die Heimreise. Natürlich wollen alle im nächsten Jahr wiederkommen. Danke an die CWFK und allen freiwilligen Helfern für dieses herrliche Wochenende!