Black Patti in Kammerstein

Nirgendwo ist man näher dran am Geschehen als im Atelier Kunstraum in Kammerstein bei Schwabach. Der kleine Saal dort fasst nur ca. 20 Gäste und deshalb spielen die meistern Künstler dort ohne Verstärker und Mikrofone. Über die Veranstaltungsreihe im Herbst haben wir ja schon zweimal berichtet. Am 02.11.2022 war dort ein Duo zu Gast, das zuletzt vor zwei Jahren in Kammerstein, damals im Saal des Bürgerhauses aufgetreten ist.

Peter Crow C und sein Partner Ferdinand „Jelli Roll“ Kraemer sind im Raum München zuhause und spielen akustische Roots-Music vom Feinsten. Die beiden sind schon auf allen internationalen Blues-Festivals in Europa aufgetreten und werden hin und wieder auch in die USA eingeladen. Sie spielen seit 10 Jahren zusammen und haben in dieser Zeit zahlreiche Eigenkompositionen kreiert, die auf dem Blues der 20er und 30er Jahre beruhen und dabei nahezu alle Stilrichtungen umfassen. Die Musik dieser beiden Profis ist praktisch ein aufgeschlagenes Lehrbuch des Blues.

In dem Artikel vom Oktober 2020 sind wir ausführlich auf alle Details eingegangen, das brauchen wir hier nicht alles zu wiederholen. Nur soviel: Wie der Name Black Patti herstammt? So hieß ein Plattenlabel in den 30er Jahren, das nicht sehr erfolgreich war und nach wenigen Jahren den Betrieb wieder einstellte.

Zum Einsatz kommen neben der Mundharmonika zwei Gitarren mit Metall-Korpus sowie eine aus Holz mit Resonator, auf denen geschickt mit Fingerpicking und Bottleneck gearbeitet wird. Nur wenige wissen, dass Blues-Musiker früher auch gern eine Mandoline benutzt haben; das gibt es heute nur noch selten, doch Ferdinand Kraemer spielt neben der klassischen Mandoline, wie sie auch beim Bluegrass verwendet wird, auch eine etwas größere Mandola mit tieferer Tonlage und dieses wertvolle Instrument ist stolze 104 Jahre alt!

Eröffnet wurde die Show mit dem selbst geschriebenen Titel „Good News, Black Patti´s Here!“ und da kommt sofort Freude auf, weil wir es hier mit ehrlicher handgemachter Musik zu tun haben, die noch dazu recht schwungvoll ist. Die wenigsten wissen, dass Blues ursprünglich tanzbare Musik mit viel Pep war. Der Klassiker „Texas Tony“ ist ein gutes Beispiel. Das langsame, traurige Flair kam erst später. Wir lernten auch, dass Blues damals in den 20er Jahren durchaus auch von Weißen gespielt wurde und dass es sehr viele verschiedene Stilrichtungen gibt. Im Übrigen fußt auch ein Teil dessen, was wir heute als Country Music kennen, auf Techniken des Blues. Sozusagen das Bindeglied ist ein eigener Hillbilly-Titel, der direkt aus den Apalachen stammen könnte. Den Titel „T For Texas“ ordnet man ja meist Lynnyrd Skynnyrd zu, das Original ist aber von Country-Pionier Jimmie Rodgers. Meist also geht es schwungvoll zu bei Black Patti, wie der Titel „Every Day Will Be Sunday On The Other Side“ beweist. Auch der zweistimmige Gesang der beiden ist beeindruckend.

Auch Spirituals spielen die beiden gern. Die Corona-Pause wurde zur Produktion einer einschlägigen LP genutzt. Der amerikanische Comic-Zeichner Robert Crump (bekannt aus Schöpfer von „Fritz the Cat“) hat im Übrigen dazu das Cover gezeichnet, ohne die Jungs persönlich zu kennen. Das Werk gibt es als CD und auf Vinyl.

Den Abschluss der gelungenen Show bildete ein Klassiker von Mississippi John Hurt: „You Got To Walk That Lonesome Valley. Der Beifall des Publikums war enorm.