The Huckleberry Five im Rattlesnake Saloon

Am 30.11. war es mal wieder Zeit für einen Abstecher in den Rattlesnake-Saloon. Der befindet sich bekanntlich am Stadtrand von München. Seit wir die populäre Münchener Bluegrass-Band Huckleberry Five zuletzt im Jahr 2022 dort besucht haben, gab es eine personelle Veränderung. Gitarrist Christian Behnke hat die Band verlassen, dafür ist Philipp Schöppe wieder mit von der Partie. Damit lautet die aktuelle Besetzung: Rüdiger Helbig (Banjo), Daniel Kehrle (Gitarre, Gesang), Philipp Schöppe (Mandoline, Fiddle, Gesang) und Jim Klopfenstein (Kontrabass, Gesang). Was wie eine Übergangslösung aussah, erweist sich als Glücksgriff, denn die vier harmonieren bestens zusammen. Bandgründer Rüdiger Helbig muss man eigentlich nicht mehr vorstellen, er zählt seit über 40 Jahren zu den festen Größen der europäischen Bluegrass-Szene. Meine erste Begegnung mit ihm war vor dem Fernsehgerät: 1979 moderierte Gunther Gabriel eine Serie von Country Music Shows in der ARD. In der Haus-Band, die dort die Stars begleitete, spielte Rüdiger Banjo und Dobro, zusammen mit so bekannten Leuten wie Frank Baum (Steel-Guitar).

An diesem Donnerstag war den Saloon voll besetzt und wir erlebten wir einen Abend wie er schöner nicht sein kann. Huckleberry Five boten einen höchst vergnüglichen Streifzug durch alle Varianten der Bluegrass-Musik, der keine Wünsche offenließ. Daniel´s helle klare Stimme ist wie gemacht für diese Art von Musik und seine Art Gitarre zu spielen, erinnert tatsächlich an den legendären Lester Flatt. Den Sologesang überlässt er bei etlichen Songs auch gern Philipp Schöppe, dessen Stimme etwas tiefer liegt. Damit harmonieren die zwei auch beim Chorgesang bestens und wenn Bassist Jim eine dritte Stimme singt, klingt das ganze perfekt. Dass jeder der vier Herren sein Instrument bestens beherrscht, versteht sich und so darf auch Jim auf dem Kontrabass ein paar tolle Soli vortragen.

Viele werden sicher gehört haben, dass Bruno Theil, der Chef des Rattlesnake, seit längerer Zeit krankheitsbedingt ausfällt. Normalerweise ist er bei Live-Konzerten persönlich für den Sound zuständig. Doch hier fand man eine würdige Vertretung: Mäc Meierhofer, Bassist und gekannt von mehreren Formationen, bei denen er Kontrabass gespielt hat, übernahm gekonnt diese Aufgabe. Ein Problem mit Rückkopplung an Jim´s Bass war schnell behoben und den restlichen Abend war der Sound bestens. Der Abend wurde sogar als Livestream aufgezeichnet und so konnte Bruno online dabei sein.

Gerne tauchen im Programm der Huckleberry Five auch ein paar Folk- oder Country-Songs auf, bisweilen auch aus ganz anderen Quellen. „Senor“ von Bob Dylan oder der „Highway 40 Blues“ von Ricky Scaggs sind solche Beispiele. Kann man aus „Hey Brother“ von Avici auch Bluegrass machen? Klar doch, sehr gut sogar. Und sogar den Song „Wild Horses“ von den Roling Stones hat man gekonnt verbluegrassed. Den darf Jim Klopfenstein vortragen, „weil er als einziger so singen kann, wie Mick Jagger“ (Gelächter). Im Übrigen hat Rüdiger ja auch Eigenkompositionen verfasst, auch von denen ist stets was im Programm. Ein paar Bluegrass-Klassiker, die jeder kennt, sind natürlich auch dabei. Der wohl bekannteste, „Fox On The Run“ stammt übrigens aus der Feder von Manfred Mann und der hat ja in den 60ern mit seiner Band Beat gespielt.

Ein Besuch bei Huckleberry Five lohnt sich also immer. Der Rattlesnake-Saloon bietet natürlich auch viel Country, Rockabilly und andere Genres. Wer also noch nichts vorhat: auf der Internetseite des Saloons kann man die bevorstehenden Auftrittstermine nachlesen. Am besten bringt man viel Hunger mit, denn die Küche ist sehr gut und die Portionen sind reichlich. Da ist noch keiner hungrig raus gegangen.