Im Rahmen seiner Tour durch Deutschland nahm sich Drake Milligan vor seinem Konzert in München Zeit für ein Interview mit Karen McDawn für das CountryHome.
Karen McDawn: Wie geht’s Dir? Ist alles ok? Wie war die Anreise aus der Schweiz?
Drake Milligan: Mir gehts gut. Super, die Anreise war einfach super.
Karen McDawn: Letztes Jahr haben meine Kollegen mit Dir vor Deinem Auftritt auf dem C2C gesprochen. Das war Dein erster Auftritt vor deutschen, bzw. europäischen Fans. Wie war es?
Drake Milligan: Es war großartig. Es war wirklich gut. Ich finde, dass das europäische Publikum zunächst einmal sehr gut auf meine Musik reagiert. Ich verkaufe hier auch mehr Tickets als an vielen anderen Orten in den Staaten. (lacht) Das ist echt schön. Die europäischen Fans sind großartig und sie scheinen wirklich total auf die Shows abzufahren. Und sie sind einfach super nett, super respektvoll, super dankbar, dass wir hier sind. Und uns geht es genauso. Wir sind super froh, hier zu sein. Und es ist einfach eine tolle Chance, neue Orte zu sehen und neue Leute kennenzulernen.
Karen McDawn: Heute ist die erste von drei Shows hier in Deutschland. München und Köln sind ausverkauft. Für Hamburg gibt es nur noch wenige Tickets. Hast du mit diesem Erfolg gerechnet?
Drake Milligan: Ich habe darauf gehofft. Ich hoffe immer von jeder Show das Beste. Das bekomme ich aber nicht immer. Aber ja, es haut mich immer noch um. Wir haben letztes Jahr unsere ersten Headliner-Shows in Europa überhaupt gespielt. Und das jetzt ist natürlich mein erstes Mal als Headliner in Deutschland. Das es so eine Resonanz auf die Tickets gibt ist ein wirklich gutes Gefühl so viele Tickets so weit weg von zu Hause zu verkaufen. Cool.
Karen McDawn: Die Termine sind eng getaktet. Hast du überhaupt Zeit, dir die Landschaft anzuschauen? Deutschland ist sehr schön. Du warst ja schon in der Schweiz. Österreich ist auch sehr schön. Hast du überhaupt Zeit, dir was anzuschauen?
Drake Milligan: Ich habe wahrscheinlich die Zeit, aber ich werde wahrscheinlich die meiste Zeit schlafen. Bei solchen Auftritten ist es mir einfach wichtig, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen, denn nur so kann ich meine Stimme jeden Tag behalten. Vier Auftritte hintereinander zu machen ist hart. Wir reisen in einem Bus, was zeitlich hilft. Ich muss also nicht fahren oder so etwas tun oder aufbleiben oder so. Also kann ich die ganze Nacht schlafen. Das wird schön. (lacht) Ich habe vielleicht hier und da ein bisschen Zeit, aber es würde mich nicht überraschen, wenn ich den ganzen Tag schlafen würde. Ich mache das, nur um sicherzugehen, dass ich für die Auftritte bereit bin.
Karen McDawn: Das kann ich nachvollziehen. Schmeckt dir das Essen in Deutschland? Hast du schon mal etwas typisch Deutsches probiert?
Drake Milligan: Ja, wir waren gestern Abend aus. Wir waren in einem Biergarten hier in München. Ich hatte ein gutes Schnitzel und so. Ich liebe deutsches Essen. Ich komme aus Texas und nach Texas kamen viele deutsche Einwanderer. Viele unserer Gerichte in Texas basieren auf deutschen Gerichten. Wurst oder unser Barbecue – wir sind berühmt für unser texanisches Barbecue. Es basiert auf deutschen Gerichten. Mein absolutes Lieblingsgericht in Texas ist natürlich ein Chicken Fried Steak, was im Grunde ein Schnitzel aus Rindfleisch ist.
Karen McDawn: Aber weißt Du, dass das Schnitzel aus Österreich kommt? Es heißt Wiener Schnitzel. (lacht)
Drake Milligan: Na, da hast Du es. (lacht) Vielleicht bin ich dann eher ein Fan von Österreich als von Deutschland. (lacht)
Karen McDawn: Du musst einmal vorbeikommen.
Drake Milligan: Klar. Ich liebe das Essen hier und das Bier. Das Bier ist großartig.
Karen McDawn: Sprichst Du eigentlich ein bisschen Deutsch?
Drake Milligan: Nein.
Karen McDawn: Nein? Hast Du nie “Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus” gesungen? Das Lied von Elvis?
Drake Milligan: Oh, ja. Wooden Heart. Wooden Heart. Oh, Wooden Heart. Oh mein Gott. Ja, ein bisschen. (lacht) Ich bin heute Morgen herumgelaufen und habe ein paar Lieder aus dem Film “G.I. Blues” gesungen. Es ist lustig. Mein Deutsch ist furchtbar. Ich versuche, ein paar Dinge zu lernen aber die Aussprache ist wirklich schwer. Ich kann nicht alle verschiedenen Laute sprechen, die man sprechen muss.
Karen McDawn: Ich verstehe das. Die Sprache ist wirklich schwer.
Du bist durch die TV-Serie “Sun Records” in den Staaten berühmt geworden. Hier ist sie nie gelaufen, deshalb kennt sie hier eigentlich niemand. Ist es eher ein Fluch oder ein Segen, dass man dich trotzdem mit dieser Rolle in Verbindung bringt?
Drake Milligan: Es ist ein Segen. Ich habe die Rolle bekommen. Ich war noch in der Highschool. Ich war 17. Ich hatte vor, aufs College oder die Universität zu gehen und wollte versuchen in der Musik erfolgreich zu sein. Ich bekam die Rolle durch reinen Zufall bei einem offenen Vorsprechen, ich fuhr einfach hin. Sie hatten ein offenes Casting und ich hatte praktisch keine Schauspielerfahrung. Ich dachte einfach, nein, das ist eine Rolle, die ich spielen kann. Sie sagten mir, nein, ich kann nicht vorsprechen. Denn ich war 17 und sie wollten erst jemanden ab 18. Ich ging zur Tür und sagte, nein, lasst mich rein. Das taten sie. Am Ende bekam ich die Rolle. Das öffnete mir viele Türen in Nashville. Ich durfte dort die ganze Musik machen, alle meine Parts singen. Vieles davon war live. Was man in der Show sieht wurde live gefilmt. Dort habe ich tatsächlich einen Typen namens Tony Brown kennengelernt. Er hat mir in der Show zugeschaut. Tony ist einer der erfolgreichsten Produzenten in Nashville. Er hat eine Unmenge großartiger Platten gemacht, viele meiner Lieblingsplatten von George Strait und er hat damals auch bei Elvis Klavier gespielt. Er hatte mich also in der Show gesehen und war begeistert von dem, was ich tat. Wir kamen zusammen und er produzierte schließlich meine erste Platte. Das öffnete mir wirklich viele Türen. Es war einfach eine großartige Lernerfahrung, von all dieser Musik umgeben zu sein. Ein Typ namens Chuck Mead, der damals Teil einer großartigen Band namens BR5-49 war, war unser musikalischer Leiter. Er ist eigentlich ein Country-Musik-Historiker. Er weiß so viel darüber. Ich bin ihm die ganze Zeit über gefolgt, während wir drehten, und konnte wirklich eintauchen und alles lernen, was ich konnte. Es war ein großer Segen.
Karen McDawn: Gibt es außer Elvis noch andere Künstler, die Dich inspirieren und denen Du noch folgst?
Drake Milligan: Oh Ja. Ein Großteil meiner Erziehung bestand aus traditioneller Countrymusik. Merle Haggard, George Jones, bis hin zu Waylon Jennings und der Outlaw-Bewegung. Dann gab es die Popmusik. Als ich aufwuchs, war das natürlich, da ich aus Texas komme, George Strait, unser Country-König, Alan Jackson, Randy Travis. Dann hörte ich Dierks Bentley und Josh Turner und das war, glaube ich, eine Wiederbelebung dessen, was ich Anfang der 2000er für richtig gute Countrymusik hielt. Ich liebe, was heute passiert. Es gibt da draußen einige großartige Künstler. Für mich ist das cool, weil ich ein Fan von Leuten wie Lainey Wilson bin. Sie ist so toll. Und ich gehe dieses Jahr mit ihr auf Tour.
Karen McDawn: Ach, wirklich?
Drake Milligan: Ja, wir spielen ein paar Shows mit ihr. Und mit Cody Johnson, mit dem ich letztes Jahr ein paar Shows spielen durfte. Und ich denke, es ist gerade eine richtig coole Zeit für Country-Musik, weil der alte Sound stark zurückkommt. Und es ist cool, ein Teil davon zu sein.
Karen McDawn: Großartig.
Kleiner Club oder große Festivalbühne, wo spielst du am liebsten?
Drake Milligan: Beide haben ihre Vorteile. Festivals machen mir richtig Spaß, weil ich die Chance habe, andere Shows zu sehen. Ich kann andere Künstler sehen, was ich normalerweise nicht tue. Ich arbeite immer an den Wochenenden, also ist es nicht so, dass ich rausgehen- und auf ein Konzert gehen kann. Es ist eine tolle Chance, Freunde zu sehen, die mit irgendeiner Band reisen und dann Shows zu sehen. Ein großes Publikum zu haben ist fantastisch. Es ist auch eine andere Herausforderung, auf einem großen Festival zu spielen oder für einen großen Act zu eröffnen, denn man merkt, dass viele dieser Leute nicht nur da sind, um dich zu sehen. Es ist eine ganz andere Herausforderung, sie für sich zu gewinnen. Es ist, als würde man in einer Bar ein Mädchen anmachen. Man darf nicht zu aufdringlich wirken. Aber man darf auch nicht zu schwach wirken. Man muss sicherstellen, dass man seinen Standpunkt klarmacht.
Karen McDawn: Der berühmte Tanz…
Drake Milligan: Ja, genau. Das ist eine lustig Herausforderung. Aber ich liebe es, meine eigenen Shows zu spielen und als Headliner aufzutreten, weil es mich einfach frei macht. Ich muss mir keine Gedanken über das Timing machen. Ich muss mir keine Sorgen machen, genau im Zeitplan zu sein. Normalerweise passiert jeden Abend etwas anderes, das macht Spaß. Die Show ist also auch viel spontaner. Und zu wissen, dass jeder im Raum eine Karte gekauft hat, um MEINE Show zu sehen und meine Songs zu hören. Das ist ein tolles Gefühl, weil man das Gefühl hat, zu diesem Zeitpunkt bereits gewonnen zu haben, und man kann einfach Spaß haben.
Karen McDawn: Spielst Du neben Gitarre eigentlich noch andere Instrumente?
Drake Milligan: Eigentlich nicht. Ich habe ein Klavier zu Hause, auf dem ich herumklimper aber die Gitarre ist mein Hauptinstrument. Die meisten Sachen die ich besitze sind Streichinstrumente. Ich habe ein Banjo und eine Bassgitarre und solche Sachen, mit denen ich herumspiele, aber hauptsächlich Gitarre. Ich bin als Gitarrenspieler gut genug, um damit Songs zuschreiben und Rhythmus zu spielen. Ich halte mich keineswegs für einen großartigen Gitarristen.
Karen McDawn: Deine letzte EP erschien im Februar 2024. Aber ich habe gehört, dass Du mit Florian Fox zusammengearbeitet hast.
Drake Milligan: Ja, wir haben einen Song zusammen geschrieben, weil unser Freund Chuck Mead, den ich von einigen Platten kenne, viele seiner Platten aufgenommen hat, und Chuck hat mich das letzte Mal angerufen, als Florian in der Stadt war, und gefragt “Hey, möchtest du mit uns schreiben?” und ich sagte, “sicher”, also bin ich hin und wir haben einen Song geschrieben und dieser hat seinen Weg auf seine Platte gefunden, das ist echt cool. Er klingt großartig. Ich habe ein bisschen davon gehört.
Karen McDawn: Und wann kommt neue Musik für deine Fans?
Drake Milligan: Ich arbeite an neuer Musik. Ich möchte eine weitere vollständige Platte machen. Ich möchte, dass sie richtig gut wird. Es ist eine harte Herausforderung, denn für meine erste Platte habe ich tatsächlich fünf Jahre gebraucht. Und es gab auch keine Songs, die ich vorher geschrieben hatte. Ich habe einfach blind geschrieben und das geschrieben, was sich gut anfühlte. Daher macht es jetzt Spaß, neue Musik aufzunehmen. Es ist auch ein bisschen entmutigend, weil es jetzt ein Paradebeispiel für meinen Sound gibt, weißt du. Und ich habe das Gefühl, dass alles, was ich aufnehme, besser sein muss als das letzte. Gleichzeitig versuche ich, etwas von der Energie zu behalten, die ich hatte, als ich das erste Mal etwas geschrieben habe. Bei vielen Songs von der ersten Platte habe ich einfach nicht darüber nachgedacht, sondern nur geschrieben. Also hoffe ich, dass ich mich selbst weiter dazu dränge, dorthin zurückzukehren und nicht zu viel darüber nachzudenken und einfach Sachen rauszubringen, die mir gefallen und sich gut anfühlen.
Karen McDawn: Du hast gesagt, du bist dieses Jahr mit Lainey Wilson on Tour?
Drake Milligan: Ja, mit Lainey Wilson und auch Luke Bryan.
Karen McDawn: Hast Du noch weitere Pläne für 2025?
Drake Milligan: Oh ja, es gibt einige Pläne. Wir kommen zurück nach Europa, nach Großbritannien zum Long Road Festival. Und im weiteren Verlauf wird es neben Musik auch eine neue Tour geben. Und dann gibt es noch ein paar Dinge über die ich noch nicht sprechen darf. Aber ich habe das Gefühl, dass wir bald wieder hier sind.
Karen McDawn: Ja, das hoffen wir. Das würde uns sehr freuen. Du musst auch nach Österreich kommen.
Drake Milligan: Ja, das will ich…