„Whiskey Shivers“ im „Das Bett“ in Frankfurt/Main am 22.01.2019

Als ich Ende November beim Bluegrass Jamboree in Dreieich war, hat mir jemand einen Flyer in die Hand gedrückt, für ein Konzert von „Whiskey Shivers“ in Frankfurt. Der Bandname war mir zwar geläufig, aber mehr auch nicht.
Dementsprechend neugierig war ich dann auch, als ich das zweite Mal in den Frankfurter Club „Das Bett“ gekommen bin.
Schon am Eingang eine nette Begrüßung – da ist man gerne Gast.

Pünktlich um 20:00 betraten fünf relativ junge Männer die Bühne, griffen ihre Instrumente und legten los.
Nur wie bezeichnet man diese Musik am Besten? Bluegrass? – Ja, aber da ist ein improvisiertes Schlagzeug bestehend aus einer Trommel und diversen Rhythmus- Percussion- Teilen auf der Bühne… Newgrass? – Passt auch nicht wirklich… „Trashgrass“ – trifft es schon besser, auch die Spielweise erinnert eher an Heavey Metal als an Bluegrass… „Punkgrass“? – Könnte durchaus auch passen, auch wegen der teilweise nicht ganz jugendfreien Texte, wie z.B „F*ck You“… „Bluegrass auf Speed“? – Wahrscheinlich wird eine Mischung all dieser Begriffe der Band am ehesten gerecht.

„Shivers“ könnte man im Deutschen mit „Zittern“ übersetzen, wobei die Frage wäre, ob damit das Zittern gemeint ist, welches durch das hochprozentige Getränk beendet wird, oder ob es jenes Zittern ist, das erst nach ein paar Gläsern einsetzt…
Vergleichen kann man diese fünf Texaner aus Austin vielleicht noch mit „The Dead South“ oder „Hayseed Dixie“ – genauso wie die vier Jungs aus Deerlick Holler nimmt sich diese Formation auch Songs aus anderen Genres und „bluegrassifiziert“ diese, wie die Bluegrass-Variante des „The Cure“-Klassikers „Friday I’m in love“ eindrucksvoll beweist. Aber auch ihre ureigenen Versionen des Dixie Chicks-Songs „Good Bye Earl“ oder von „Rocky Top“ gehören ebenso zum Programm wie ihre selbst geschriebenen Titel.

Es macht auf jeden Fall extremen Spaß Bobby Fitzgerald an der Fiddle, Jeffrey „Horti“ Hortilossa an der Gitarre, Andrew VanVoorhees am Kontrabass, Jame Bookert am Banjo und James Gwyn an den Percussion-Instrumenten zuzusehen und zuzuhören. Aber nicht nur ihre jeweiligen Gerätschaften beherrschen alle hervorragend, auch gesanglich kann jeder überzeugen.
Besonders beim Satzgesang, der bei dieser Art von Musik häufig vorkommt, wird das deutlich.

2,5 Stunden am Stück, ohne Pause, haben die Musiker die Bühne bevölkert, für die beiden Zugaben kamen sie herunter und spielten mitten im Publikum. Dort zelebrierten sie umringt von den Fans, die Ballade „True love (will find you in the end)“ und ein furioses „Rocky Top“.
Die Zeit verging dabei so schnell, dass ich gar nicht glauben wollte, dass es wirklich schon 22:30 Uhr war, als das Konzert beendet wurde.

Einerseits war es für die Veranstalter schade, dass die Zahl der Gäste überschaubar war, andererseits wäre ein solcher Abschluss abseits der Bühne bei einem „vollem Haus“ so nicht möglich gewesen.
Wie sehr die fünf “Jungs“ aus dem „Cowboystaat“ Texas ihre Fans schätzen, zeigte sich hinterher, als geduldig alle Autogramm- & Fotowünsche erfüllt wurden.
Für reine „Bluegrass-Puristen“ ist es sicher sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich werde ganz bestimmt wieder dabei sein, wenn „Whiskey Shivers“ wieder auf Tour in Deutschland sind.

Ganz herzlichen Dank auch an Kathi & das gesamte Team vom „Das Bett“ in Frankfurt für die herzliche und wunderbare Zusammenarbeit.
Ich weiß zwar nicht, wann ich das nächste Mal dort sein werde, aber ich komme immer wieder gerne zurück, in „Das Bett“!

© Steffen Jammrath