In der Altstadt der mittelfränkischen Stadt Schwabach gibt es einen gemütlichen kleinen Veranstaltungsort namens “Evis Auszeit“, dort haben auch gelegentlich schon Countrybands gespielt, zuletzt Just Country Lite Anfang 2020. Nun, nach längerer Pause, finden wieder die ersten Konzerte statt.
Am 17.10.2021 lernten wir dort eine Formation kennen, die uns neu war: Der Münchner Musiker Titus Waldenfels, den die Fans durch sein Mitwirken bei diversen Country-Bands kennen, spielte dort mit einer Auswahl seiner Freunde, die wir erst mal vorstellen sollten: Titus Waldenfels (Gitarre, Geige, Banjo, Pedal Steel Guitar, Foot Bass), Petra Lewi (Gesang, Ukulele, Singende Säge), Alwin Schönberger (Gitarre, Gesang), Hannes Gerber (Mundharmonika) sowie Andreas Cipa (Drums, Percussion).
Die fünf nahmen uns mit auf eine Reise durch die verschiedensten Genres. Das begann mit etwas Blues und Ragtime und führte über ein paar Lieder aus den 20er Jahren bis hin zur Country Music. Es war wirklich erstaunlich, was die Musiker da alles ausgegraben haben. Einen Song von Tom Waits haben wir erkannt, auch den Oldie „Ich will keine Schokolade“ von Trude Herr (auf bayerisch). Der Wiener Alwin Schönberger steuerte ein paar Songs aus seiner Heimat bei (“auch wenn die keiner versteht“ grinste er.) Die Freisingerin Petra Lewi wechselte dazu von der Ukulele über die Maultrommel zur singenden Säge.
So eine vielseitige Band haben wir selten erlebt! Titus Waldenfels bewies wieder einmal, was für ein toller Allrounder er ist, beherrscht er doch neben einer halbakustischen Gitarre auch Steel Guitar und Banjo, während er dabei mit dem Fuß einen Footbass betätigt, den er selbst konstruiert hat. Wer seitlich an der Bühne saß, konnte beobachten, wie der Schwabacher Andreas Cipa seine Drums teilweise mit zwei Schneebesen bearbeitete. „The Monkey And The Engineer“ klingt stark nach Country, ist aber ein Song von Grateful Dead.
Und dann war es soweit: Bei „Walking After Midnight“ von Patsy Cline bewies Petra Lewi, dass ihre Stimme wie gemacht ist für Country Music! Weiter ging´s mit „Kansas City“, einem Song von Wilbert Harrison aus dem Jahr 1952. Etwas Western Swing gefällig? Klar doch, mit „Bubbles In My Beer“, das Cindy Walker seinerzeit für Bob Wills geschrieben hat. Immer wieder verlieh der Rother Hannes Gerber den Songs mit seiner stark nach Blues klingenden Harmonika den letzten Schliff. Auch der unvergessene Ernest Tubb kam zu Ehren mit seinem Klassiker „Driving Nails In My Coffin“ und die Bluegrass-Fans freuten sich über „Rollin´ In My Sweet Baby´s Arms“. Zum krönenden Abschluss. „These Boots Are Made For Walking“ von Nancy Sinatra.
Das Schwabacher Publikum war derart begeistert, dass Zugaben gefordert wurden. So gab es noch etwas Swing aus den 20ern, ehe man sich mit einer rein akustischen Version von „Good Night Irene“ verabschiedete, einem Song des schwarzen Folk-Sängers Leadbelly.