Bluegrass-Musiker sind bekannt für ihre ausgefallenen Band-Namen. John Lowell (Gesang, Gitarre) und Ben Winship (Gesang, Mandoline), beide aus den USA, treten zusammen unter dem Namen „Growling Old Men“ auf, dabei sind die beiden weder alt noch brummig, sondern zwei exzellente und überaus kreative Musiker, die traditionelle und moderne Bluegrass-Music mit Country, Western und Folk vereinen.
Für die Deutschland-Tournee 2021 konnte Ben Winship leider nicht mitkommen, doch man fand eine würdige Vertretung: Martino Coppo (Mandoline, Gesang) von der italienischen Band ‘Red Wine’, den kennen die Fans bereits von Auftritten u.a. beim Bluegrass-Festival in Birkenried. Dritter Man auf der Bühne war der aus Oberfranken stammende Allround-Musiker Thomas Kärner, der die beiden mit Kontrabass und Gesang unterstützte. Erstaunlich, wie schnell Martino sich in die nicht alltäglichen Songs von John eingearbeitet hat und, umgekehrt, man auch Songs aus dem Programm von Red Wine aufgenommen hat.
Nun haben wir ja solch wunderbare, handgemachte Musik schon an den verschiedensten Orten erlebt, aber in einer Kirche – das war eine neue und sehr schöne Erfahrung.
Das Trio spielte nämlich am 29.10.2021 in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche in Bad Berneck im Fichtelgebirge. Vor dem Altar, wo normalerweise der Pfarrer den Segen spendet, trugen die drei Herren ihre Musik vor. Es wurden alle Instrumente nur über Mikrofone verstärkt, das hat sich bei dieser Art akustischer Musik seit langem bewährt.
Virtuosen sind sie alle drei auf ihren Instrumenten und der mehrstimmige Gesang ist ein Genuss, ebenso wie die Solostimmen von John Lowell und Martino Coppo. Die Songs waren überaus abwechslungsreich und so richtig was zum Zuhören. Mal fetzig, mal getragen und melodisch, so richtig was fürs Herz, da vergeht so ein Abend wie im Flug. Sie spielen viele eigene Songs, die teils auch Ben Winship geschrieben hat. John liebt die alten Westernsongs, wie sie einst die Cowboys an den Lagerfeuern gesungen haben. In anderen geht´s ums Fischen und bedeutende philosophische Aspekte des Alltags. „Eight More Miles To Louisville“ kennen wir alle noch von der Band Shady Mix. Bluegrass gab es u.a. in Form von virtuosen Instrumentals oder dem Bill Monroe-Klassiker „Little Cabin Home On The Hill“.
Aus der Feder von John Prine hörten wir den wunderschönen Folksong „Paradise“, gefolgt von dem Instrumental „The Road To Spencer“ von Ricky Sklaggs. Von Songwriter Norman Blake stammt der Titel „Randall Collins“ mit so einprägsamen Zeilen wie ‚Fifteen Dollars is my gain…’ Wie gesagt: eine höchst kreative Formation, resultierend aus der unterschiedlichen Herkunft der drei sympathischen Jungs. Ausdrücklich hat man sich auch beim Tourmanager in Person von Thomas Kärner´s Ehefrau Herta für die tolle Betreuung bedankt.
Es lohnt sich übrigens auch, mal auf der Internetseite www.growlingoldmen.com zu stöbern. Dort gibt es Videos, Bilder und Links zu den Seiten der einzelnen Musiker sowie vieler anderer.
Mit zwei herrlichen eigenen Titeln aus John Lowell´s Feder ging ein unvergesslicher Abend zu Ende. Der Applaus des begeisterten Publikums sprach für sich.