Schon lange hatten wir uns vorgenommen, den Illertal Cowboys mal einen Besuch abzustatten, sie veranstalten regelmäßig Country-Abende im kleinen Rahmen, als „Wohnzimmerkonzerte“ tituliert. Diese finden statt im Vereinshaus des alten Sportheims Illerberg, einem Ortsteil von Vöhringen, südlich von Ulm gelegen. Es geht eng zu, die Atmosphäre ist aber sehr gemütlich und man ist sehr nah dran am Geschehen auf der kleinen Bühne, auf der die Musiker schon recht eng zusammenrücken müssen.
Am 12.04.2023 hatte man einen Leckerbissen der besonderen Art angekündigt. John Miller & his Country Casuals kommen aus Schottland, genauer gesagt aus der Gegend von Glasgow. Die Band was lange nicht mehr in Deutschland zu hören, dabei spielen sie sehr gern hier. Sie mögen das Publikum, daher gab es gleich mehrere Auftritte in Süddeutschland. Und sie mögen auch unser Bier, daher hatten die Illertal Cowboys eigens einen Kasten vom Besten aus Kulmbach kaltgestellt.
Um Punkt 20 Uhr kündigte der Vorsitzende Herbert Schildhammer diese freundliche Fünf-Mann-Band an und die ca. 70 Gäste (mehr passen da beim besten Willen nicht rein) begrüßten sie mit viel Beifall. Dass bei unseren Freunden auf den britischen Inseln viel gute Country Music gemacht wird, weiß man, doch John Miller uns seine Jungs nehmen da eine herausragende Stellung ein. Sie zelebrieren nämlich klassische Country Music in Vollendung, wie aus dem Lehrbuch sozusagen. Das meiste sind eigene Titel, die John selber geschrieben hat, doch alle gehen sofort ins Ohr, so als hätte man sie schon oft gehört. Besonders angetan hat es uns auf Anhieb der Titelsong aus der aktuellen CD „Still Carrying A Flame“, zu dem man auf Anhieb einen Twostep aufs Parkett legen möchte.
Die Vorbilder sind ganz klar die Stars der 50er und 60er Jahre und so klingt ihre Musik auch, mal nach Buck Owens, mal nach Don Gibson. Liebevoller kann man das eigentlich nicht machen. Besonders hat es ihnen vom Stil her Merle Haggard angetan. Das ist echte Country Music, so wie sie in den glorreichen Tagen in der Grand Ol Opry in Nashville dargeboten wurde, ohne Gimmicks und ohne technische Spielereien. Zwischendurch lässt man gern mal einen Klassiker von Johnny Cash einfließen. Dann wieder erklingt Western-Swing ganz im Stil von Bob Wills. Als besondere Schmankerl hat man sogar zwei Titel von Jimmie Rodgers neu aufpoliert. Da darf auch Patsy Cline´s Hit „I Fall To Pieces“ und George Jones´ “The Race Is On” nicht fehlen.
Auch der trockene schottische Humor kommt nicht zu kurz. „Den nächsten Song habe ich für Emmylou Harris geschrieben. Sie weiß nur nichts davon“ feixte John zwischendurch. Überhaupt hat man den Eindruck, dass die fünf ganz viel Spaß miteinander haben.
J.G., der junge Mann an der 10saitigen „Sierra“ Steel-Guitar, beherrscht sein Instrument meisterhaft und im zweiten Set wechselt er gern mal zur 8saitigen Lap-Steel. Das ist Country in Vollendung! Den Liebhabern von New Country mag diese alte Musik vielleicht zu bieder, zu hausbacken sein. Doch bei John Miller und seiner Band kommt dieser Eindruck keine Sekunde auf. Die Songs sind zumeist schwungvoll und haben viel Gefühl. Man kann sie zwei Stunden und länger genießen und freut sich über jeden Titel mehr. Besonders spannend wird es gegen Ende des Auftritts, da entdecken sie dann ihre Vorliebe für Rockabilly-Music und dann geht richtig die Post ab!
Nach zwei Sets sollte eigentlich Schluss sein, doch diese fünf Musiker hatten jetzt gerade so richtig ihren Spaß, genau wie die Gäste, und hängten spontan noch ein paar Klassiker dran. Krönende Schlusspunkte waren „In The Jailhaouse Now“ und eine total abgefahrenen Version des Folsome Prison Blues“. Die Reise zu den Illertal Cowboys hat sich mehr als gelohnt.