Diese Veranstaltungsreihe hat eine lange Tradition und auch Countryfans finden stets Gefallen an den diversen Musikstilen von der Grünen Insel, die da ein ums andere Mal geboten werden. Es war bereits die 51. Tournee und mehr als eine Million Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben das Festival seither besucht. Manager ist der gebürtige Tscheche Petr Pandula, der schon vor langer Zeit bei namhaften irischen und schottischen Bands die Fiddle gespielt hat. Am 27.10. konnten wir den Auftritt in der Nürnberger Meistersingerhalle verfolgen.
Den Anfang machte ein Solist der besonderen Art. Die Mundharmonika ist eines der erschwinglichsten und daher wohl auch populärsten Instrumente in der Folkmusik und trotzdem steht sie nie so richtig als Soloinstrument im Rampenlicht. Das hat sich hier geändert, denn mit Tom Byrne haben wir einen der ganz Großen an diesem Instrument erlebt. Es ist faszinierend, was er der Mundharmonika an Klangfülle und Virtuosität entlocken kann. Sein halbstündiges Programm war ein Auftakt nach Maß für diesen gelungenen Abend.
Als nächstes war Tanz angesagt: Das Duo ReelRhythm sind die großen Innovatoren einer neuen Tanzbewegung. Tyler Schwarz wurde vom wichtigsten Magazin für Stepptanz, dem „Irish Dance Magazine“ zum besten Tänzer der Welt gewählt. Viele Stepptanzshows haben ihn als Star der Truppe auf Tourneen rund um den Erdball präsentiert.
Doch das wichtigste Ereignis war die Heirat mit der amerikanischen Tap-Tänzerin Maddie Rae Russo. Auch sie hat mehrere Awards erhalten und war als Gast bei der Tanzshow „Celtic Fyre“ eingeladen. Obwohl Irish Step und American Tap Dance technisch und kulturell gesehen verschiedene Ursprünge haben, liegt es auf der Hand, sie gemeinsam zu präsentieren. Die Zuschauer waren von einem wahren Feuerwerk sowohl der irischen als auch der amerikanischen Elemente begeistert.
Es folgte der Auftritt von Eva Coyle & Friends. Sie haben in Irland bei einigen der bedeutendsten Festivals gespielt, z.B. dem Kilkenny Arts Festival oder auch auf dem von 70.000 Zuschauern besuchten „Electric Picnic“. Zu deren charakteristischem Sound trägt der Fiddler Sean O’Dalaigh bei. Er zaubert bei allen Liedern tolle Klänge und virtuose Soli und er ist auch ein guter Sänger. Auch der Gitarrist John Shanager spielt derart schön, dass man sofort begeistert ist. Das ist eine gute Basis für den markanten Gesang von Eva Coyle. Ungewöhnlich für irische Musik ist, dass man auch einen Schlagzeuger in der Band hat.
Als Hauptact hatte der Veranstalter sich einen besonderen Leckerbissen aufgehoben. Die Formation 3 On The Bund widmet sich allen Sparten der irischen Folk Music. Kein Wunder also, dass man sie heuer im März sogar zum Country- und Bluegrass-Festival nach Ehingen an der Donau eingeladen hatte. Auch in Irland entwickelt sich die Folk Music weiter. Es gibt sogar, wie Veranstalter Petr Pandula erläuterte, Vorlesungen und Kurse an der Universität in Limerick, wo die irische Folklore gepflegt und unterrichtet wird. Das irische Kultusministerium fördert dieses Projekt tatkräftig. Das Spektrum der Band reicht viel weiter als die Musik, die man hierzulande aus den irischen Pubs kennt. Zwei der jungen Damen kommen aus Donegal im Norden der Insel, eine aus Waterford und einer der jungen Herren von der Halbinsel Kerry. Der zweite der Herren erklärte grinsend, er stamme aus dem äußersten Südosten Irlands, nämlich vom schönen Tegernsee. Wir erlebten also quasi eine internationale Band und staunten nicht schlecht, als die junge Dame mit der Concertina uns auf bayerisch begrüßte. Mit Piano, Geige, Concertina, Gitarre und Uillean Pipes (irischer Dudelsack) waren die wichtigsten Instrumente vertreten und auch hier zeigte sich, dass alle fünf Musiker Meister auf ihren Instrumenten sind. Es waren nicht die irischen Balladen, die man vielleicht noch von Bands wie den Dubliners im Ohr hat, sondern zumeist instrumentale, fetzige Jigs, Reels und Polkas, bei denen die Zuhörer so richtig mitgehen konnten, aber auch ein paar gefühlvolle bis wehmütige Lieder, wie man sie aus Irland kennt. Das Publikum war restlos begeistert.
Zum Abschluss gab es das übliche Finale, bei dem sich alle Akteure des Abends die Ehre gaben und gemeinsam in die Saiten hauten, als gäbe es kein Morgen. Verständlich, dass es die Zuschauer da nicht mehr auf den Sitzen hielt und lautstark eine Zugabe gefordert wurde. Das Programm für das Festival 2025 steht übrigens bereits fest und am Tourneeplan wird gearbeitet. Man darf gespannt sein.