Von Lynn Hanson bis „Cool Country” – ein Novemberwochende (01.-04.11.2018)

4Tage, 4verschiedene Veranstaltungen, „Wochenende extrem“…

Für den Donnerstag, den ersten November, hatte ich mir etwas Besonderes vorgenommen. Es war mein Geburtstag und ich hatte keine Lust zuhause rumzusitzen. In Frankfurt-Sachsenhausen sollte an dem Abend eine kanadische Sängerin auftreten, die ich schon länger kenne, aber seit Jahren nicht mehr live erleben durfte. Die aus Ottawa stammende Lynn Hanson habe ich vor einigen Jahren in Berlin bei der Country Music Messe kennengelernt und kurz darauf nochmal im Kunsthof in Friedrichsrode gesehen und seit dem leider nicht mehr. Wenn sie in den Folgejahren in Deutschland war, waren ihre Termine für mich leider nie erreichbar. Umso mehr freute ich mich auf das Konzert in „Mainhattan“.

Nachdem ich den kleinen Club in einem Hinterhaus in der Fußgängerzone von Sachsenhausen gefunden hatte, wurde ich sehr freundlich begrüßt und konnte mir einen Sitzplatz in dem relativ kleinem Raum mit ca. 40 Sitzplätzen aussuchen. Als Lynn und ihre drei Mitmusiker auf die Bühne kamen, erwartete mich eine kleine Überraschung… Ihre Bassistin, MJ (Marie Josee) Dandeneau und der Drummer Christian Dugas waren u.a. 2017 bereits mit der ebenfalls aus Kanada stammenden Sierra Noble in Deutschland unterwegs.

Die Musik der Künstlerin ist eine gute Mischung aus Country, Folk, Blues, Singer/Songwriter und einer kleinen Prise Rock & Pop. Sie interpretiert in erster Linie ihre eigenen Songs, welche es auf mehreren CDs zu kaufen gibt, wie z.B. „Devil Said Do“ oder „Just for now“ von ihrer 2017er CD „Uneven Ground“. Bei ihrem letzten Song kam die Lady von der Bühne runter, stieg über die Stühle und sang mitten aus dem Publikum heraus. Es hat auf jeden Fall riesig Spaß gemacht dabei zu sein und ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn die sympathische Kanadierin wieder nach Deutschland kommt. Schade nur, dass knapp die Hälfte der Stühle leer blieb.

Ein ganz großes Dankeschön geht auf jeden Fall an „den kleinen Mann mit dem Blitz“ und das gesamte Team vom „Art Space“ für die freundliche Aufnahme und die sehr gute Zusammenarbeit. Ich komme auf jeden Fall gerne wieder in diese Location zurück, wenn dort mal wieder Musiker auftreten, die mich ansprechen.

 

Am Freitagabend, dem 02.11.2018, war ich dann in Fritzlar, zur monatlichen Bluegrass-Session der „Folk- & Bluegrass Freunde Nordhessen e.V.“ (www.fbfn.de)
Es hat sich inzwischen eingebürgert, das immer zu Monatsbeginn an einem Freitag diese Veranstaltung stattfindet, zu dem Zeitpunkt war es noch der erste Freitag im Monat, inzwischen hat man sich auf den jeweils zweiten Freitag geeinigt. Location ist das „Cafe Hahn“ am Marktplatz in Fritzlar. „Session“ bedeutet, dass jeder, der Spaß am Musizieren hat mit seinem Instrument oder seiner Stimme als Sänger/-in herzlich willkommen ist, genauso natürlich Musikfans, die diese akustische Musik mit Gitarre, Banjo, Mandoline, Fiddle, Kontrabass, Dobro und anderen Instrumenten mag. An dem Abend waren ca. 20 Personen anwesend, und es gab die Klänge von 2Dulcimers, einem Banjo, mehreren Gitarren, einer Fiddle, einer Autoharp und einer Mandoline zu hören…

Die „Dulcimer“ dürfte allerdings den Wenigsten bekannt sein, deshalb eine kurze Erklärung: Der Vorgänger dieses Instruments ist in Europa eher als „Scheitholz“, „Langeleik“ oder „Langspil“ bekannt und wurde in den Apalachen Nordamerikas von den Einwanderern weiterentwickelt. Es besteht aus einem schmalem länglichen Klangkörper mit einer oder mehreren Öffnungen, über welchen 3 oder 4 Seiten gespannt sind. Zum Spielen wird das Teil auf die Kniegelegt, mit der linken Hand werden die Bünde niedergedrückt und mit der rechten Hand darübergestrichen, oder die Seiten gezupft oder angeschlagen. Die beiden Instrumente bei der Session, waren 4- Saitige Dulcimers.
Etwas bekannter, aber auch selten ist die Autoharp. Sie erinnert ein wenig an eine Zither mit einem Tastenfeld. Man streicht mit der rechten Hand über die Seiten und drückt mit der linken Hand eine der Akkordtasten, wodurch automatisch nur die für den jeweiligen Akkord nötigen Saiten erklingen. Wegen dieser einfachen Spielweise wird sie auch scherzhaft „Idioten-Zither“ genannt. Bekannt geworden ist die Autoharp besonders durch Mother Maybelle Carter, von der „Carter Family“.

Da bei einer solchen Session auch immer wieder neue Musiker dazu kommen, einigt man sich auf bestimmte Songs, die von der Mehrheit gespielt & gesungen werden können, wobei es jedem frei steht, eigene Vorschläge zu machen oder auch mal auszusetzen. Es soll ja Spaß machen. Klassiker wie „Wagon Wheel“ oder „Will the Circle be unbroken“ sind fast immer mit dabei. Nebenbei wird gefachsimpelt und man kann sich den einen oder anderen Kniff beim Spielen abschauen.

Diese Abende vergehen immer wie im Fluge, aber trotzdem ließen es sich die Musiker nicht nehmen, mir zum Schluß noch ein „Happy Birthday“ zu spielen… Ein ganz besonderes Dankeschön dafür an Alle, die an diesem Abend da waren, sowie an den Wirt vom „Cafe Hahn“.

Am Samstag, dem 3.11.2018 führte mich mein Weg über Gedern, wo ich eine gute Bekannte abgeholt hab, nach Rodgau. Das „Maximal“ ist eine kleine aber feine Konzert-Location im Untergeschoß eines Hauses, etwa 50 Personen Platz finden. Und die Veranstaltungen dort, die von einem Kulturverein seit 1994 organisiert werden, sind meist sehr schnell ausverkauft, weil nur erstklassige Künstler dorthin eingeladen werden. An jenem Abend war es Ann Doka, die ihr neues Album „Lost but Found“ vorstellte. Die aus dem Taunus stammende und inzwischen in Bremen lebende Künstlerin ist ebenso wie Dannyjune Smith und Sonic Season im letzten Jahr zur „Countrysängerin des Jahres“ beim Deutschen Rock- & Pop Preis gewählt worden.

Zu jedem Song gab es ein paar Worte, eine kleine Story. Obwohl nicht auf dieser CD enthalten, durfte ein Song nicht fehlen: „Little Miss Sunshine“. Ein Titel der einer guten gemeinsamen Freundin gewidmet ist, über ihr Leben mit der schweren, erblich bedingten Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Leider hat sie den Start des Videos auf youtube, in welchem sie noch selbst mitgespielt hat nicht mehr erlebt. Kurz nach den Aufnahmen hat sie leider mit nur 30 Jahren den Kampf gegen die Krankheit verloren.
R.I.P. Dannie H. Ich werde Dich nie vergessen.
Bei dieser Krankheit setzt sich die Lunge langsam mit Schleim zu, bis der betroffene Mensch nicht mehr atmen kann und erstickt. Es gibt Therapien, die den Verlauf verzögern, aber keine Heilung. Nur eine Lungentransplantation kann Abhilfe schaffen, aber auch von den Transplantierten überlebt nur ein kleiner Teil, weil es oft vorkommt, dass der Körper das neue Organ abstößt.
Der Erlös jedes Downloads von „Little Miss Sunshine“ wird an www.mukoviszidose.de gespendet, um Anderen an diesem Leiden Erkrankten zu helfen.

Auch ein paar Coversongs von z.B. Gretchen Wilson, oder Shania Twain lockerten das Programm ein wenig auf.
Auch dieser Abend ging leider viel zu schnell vorbei.
Ein ganz herzliches Dankeschön geht an die Mitglieder des Vereins, die den ganzen Abend hinter der Theke und im Hintergrund dafür gesorgt haben, dass es ein wunderbarer Abend wurde.

 

Nachdem ich in Gedern übernachtet hatte, ging es am Sonntag, den 04.11.2018, weiter nach Frankfurt zu den Country Freunden Rhein- Main. Dieser seit mehr als 30 Jahren bestehende Verein aus Frankfurt
veranstaltet an fast jedem ersten Sonntag im Monat sein Monatstreffen mit Live-Musik. Diesmal war es das Trio „Cool Country“ aus Osthessen, welches auf der Bühne stand. Jara und ihr Vater Elmar Hainer sowie Günther Fuchs stehen schon seit 2010 gemeinsam auf der Bühne. Besonders bei den Linedancern sind sie sehr beliebt, was in erster Linie an der auf dieses Publikum perfekt abgestimmten Songauswahl liegt. Ob Klassiker wie Lynn Andersons „Rose Garden“, ihr selbstgeschriebenes „Three Nights“, „It Happens“ von Sugarland oder „Sultans of Swing“ von den Dire Straits, da stimmt einfach jeder Ton.

Während Jara für die markante weibliche Stimme sorgt und Akustik-Gitarre spielt, ist ihr Dad für die tiefen Töne an der Bass-Gitarre zuständig, ebenso für die tiefen Gesangsstimmen, während Günther an E-Gitarre und vor allem an der Pedal-Steel glänzt. Ein voller Saal und gute Stimmung ist bei diesen drei Musikern fast immer garantiert.

Nach 19:00 war auch dieser Nachmittag und ein langes Konzert-Wochenende vorbei.
Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei den CFRM für die immer wieder gute langjährige Zusammenarbeit.
Ich fahre immer wieder gerne zu diesen Monatstreffs, mit jedes Mal hervorragenden Künstlern.
Ebenso ein großes Dankeschön geht an Tanja R. aus Gedern, wo ich von Samstag auf Sonntag übernachten durfte.

© Steffen Jammrath