Country Music entwickelt sich weiter. Das hat sie immer getan und prinzipiell ist das auch gut so. Derzeit tut sie das in eine Richtung, die manchen Fans nicht mehr so richtig schmecken will, weil viele Songs, die wir in den Nashville-Charts finden, nicht mehr wie Country klingen. Da verwundert es nicht, dass eben diese Fans gern mal zum Auftritt einer Band gehen, die uns in längst vergangene Zeiten zurückversetzt.
Die im Raum München beheimatete Hee Haw Pickin´ Band zelebriert ausschließlich alte, traditionelle Country Music aus den 40er bis 60er Jahren. Naja, nicht ganz: Mit „East Bound And Down“ und „Amarillo By Morning“ haben sich auch zwei 70er-Hits eingeschlichen. Den Rest des Abends aber darf sich der Gast über Klassiker von Hank Williams, Buck Owens oder George Jones freuen.
Kaum zu glauben: seit 45 Jahren gibt es diese famose Band nun schon und sie erfreut sich sogar zunehmender Beliebtheit. Gegründet wurde sie damals von Pit Klement (Keyboard, Banjo, Harp, Akkordeon). Sänger und Leadgitarrist Nico Röwenstrunk geht völlig in seiner Rolle auf: sein Anzug und sein Stetson sehen exakt so aus wie das Outfit, das Hank Williams 1950 getragen hat und so trägt er auch diese herrlichen Songperlen auch vor. Mit Ingbert Graf konnte man sich die Dienste eines sehr guten Profis an der Steel-Guitar sichern. Dieses Instrument ist bei einer solchen Musik unverzichtbar. Mick Krippendorf (Bass, Gesang) und Bernd Navroki (Drums) komplettieren die Band. In dieser Besetzung stehen sie bei den meisten Konzerten auf der Bühne, aber nicht immer.
Wir konnten die Hee Haw Pickin´ Band am 18.01.2020 in der Four Corners Music Hall erleben. Diese befindet sich bekanntlich in Untermeitingen, südlich von Augsburg, und garantiert seit vielen Jahren dem hiesigen Publikum beste Country Music mit einheimischen Bands. Aber auch namhafte Stars aus den USA treten hier mehrmals im Jahr auf. Der Abend im Four Corners war etwas ganz Besonderes, denn hier war ein Gastmusiker mit von der Partie, der immer mal wieder gerne dabei ist: Titus Waldenfels (Geige) zählt eigentlich zu den namhaften Größen der Swing- und Jazz-Richtung, hat aber enormen Gefallen an Country Music gefunden.
Mit ihm klingen die Songs in der Tat gleich noch genialer. „Love´s Gonna Live Here“, „Bubbles In My Beer“ oder „Hello Trouble“, dieses Musikprogramm macht vom ersten bis zum letzten Titel ungeheuren Spaß und ist eine wahre Freude für die Paartänzer unter den Gästen. Natürlich gibt es auch einiges an Western-Swing von Bob Wills, „San Antonio Rose“ zum Beispiel. Auch die Waylon Jennings-Klassiker wie „The Fugitive“ oder „Rose in Paradise“ sorgen für beste Unterhaltung. Wohin genau der Hase läuft, das hängt stark von den momentanen Eingebungen von Sänger Nico ab. So spürte er mit einem Mal, dass Johnny Cash soeben im Saloon erschienen sei, unsichtbar versteht sich. Das war der Anlass für ein gelungenes Johnny Cash-Medley. Aktuellere Songs darf man im Programm nicht erwarten, aber das wussten wir ja. Mit einer Ausnahme: auf besonderen Wunsch gibt es durchaus mal „Waggon Wheel“, im Original von Bob Dylan, zu hören.
Im Übrigen ist die Band auch sehr fleißig: Viel Musik und wenig Pausen, das freut das Publikum.
Auch bei den Zugaben bleibt die Hee Haw Picking Band ihrem Stil treu: „Hey Good Lookin´“ von Hank Williams ist ein guter Abschluss für solch einen stimmungsvollen Abend.
Es ist gut, dass es hierzulande wenigstens einige wenige Bands gibt, die die traditionelle Country Music am Leben hält und dafür sorgt, dass dieses „Solid Country Gold“ nicht in Vergessenheit gerät. Die anderen werden wir hier hoffentlich auch bald vorstellen können.
