Das war das 10. Country Music Meeting in Berlin …

Schon zum 10. Mal fand im Fontane- Haus im Märkischen Viertel in Berlin das Country Music Meeting statt. Es ging wie immer über drei Tage, vom 7. bis 9. Februar.
Wenn man, wie ich, zum ersten Mal dabei ist, fällt einem manches auf, was den langjährigen Besuchern vielleicht schon selbstverständlich erscheinen mag. Deshalb möchte ich mal ein paar Eindrücke von den drei Tagen wiedergeben. Über sämtliche Bands zu berichten, die hier aufgetreten sind, würde natürlich den Rahmen sprengen.

Die Veranstaltung genießt einen sehr guten Ruf und die Resonanz seitens des Publikums ist nach wie vor enorm.
Bisweilen geht es vor den vier Bühnen schon recht eng zu. Selbst die ersten Bands, die am Samstag und Sonntag schon ab 10:30 Uhr gespielt haben, fanden eine eindrucksvolle Kulisse vor.

Was auffällt: das Meeting ist sehr international geprägt.
Neben Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum fanden wir natürlich auch solche aus Übersee, vor allem aber aus Skandinavien und den Niederlanden vor. Von den Färöer-Inseln kam Hallur Joensen schon zum dritten Mal nach Berlin, weil es ihm beim CMM so gut gefällt- diesmal brachte er seine komplette Band mit. Einen noch weiteren Weg hatte Axel O., der mit seinen Jungs aus Island gekommen war. Sein Fiddler freilich stammt aus West-Virginia.
Es ist schon faszinierend, wo überall auf der Welt Country Music zelebriert wird. Dass es in Island sogar eine Country Music Association gibt, war mir neu.

Interessant ist auch, dass praktisch alle Stilrichtungen präsent waren.
Ein paar Beispiele: The Hilljacks aus Norwegen präsentieren eine abwechslungsreiche und schwungvolle Mischung aus Klassikern und New Country, sie verfügen zudem mit Karina Kvernes über eine der stärksten Sängerinnen weit und breit.
Beeindruckt waren wir auch von der schwedische Band Sentiment Falls, die topaktuelle New Country Music mit einer tollen Bühnenperformance vereint. Spontaner Eindruck: diese Band sollte man in die USA vermitteln. Als Opener auf den großen Festivals dort – das Publikum würde sie begeistert feiern.

Aus der Oberpfalz kommen Boots ‚N‘ Pickups, die sich im Raum Regensburg-Straubing schon einen Namen gemacht haben und bald hoffentlich auch in Franken zu sehen sein werden.
Der Amerikaner Nate Kipp war schon früher mit Band in Deutschland zu Gast, diesmal kam er allein und wurde von zwei tollen Kollegen aus Holland unterstützt.
Wie eng Country und Irish Folk verwandt sind, spürte man bei den Songs von Padraic ‚Tiny‘ McNeela, einem stattlichen Gentleman von der Grünen Insel, der mal zehn Jahre in Berlin gelebt hat: Eine Stimme wie Donnerhall und die Fähigkeit, wie kein Zweiter das Publikum zum Mitsingen zu animieren, zeichnen ihn aus.

Zu den Highlights am Freitag zählte zweifellos auch der Auftritt von De Waltons aus Regensburg: dieses Folk-Bluegrass-Trio, gegründet von Steiger Mich` (Banjo) bringt nicht nur fetzige Musik sondern strapaziert mit ständigen Späßen auch stark die Lachmuskeln der Gäste.
Ein tolles Erlebnis war auch The Ultimate Garth Brooks Experience, die die große Zeit von Garth Brooks aus den 90er Jahren auferstehen lässt. Bei dieser grandiosen Show glaubt man aus einiger Entfernung tatsächlich das Original vor sich zu haben. Sänger Jeroen Welsh singt nicht nur sehr gut, er hat offenkundig Gestik und Auftreten von Garth Brooks akribisch studiert und sich antrainiert. Da stimmt jedes Detail.

Wenn man seit 40 Jahren Country Music hört, hat man auch die Anfänge der Szene in Deutschland miterlebt, als Gunther Gabriel, Truck Stop und Tom Astor erste Erfolge feierten. Zu den Pionieren der deutschen Country Music zählt auch Western Union, seit 1981 auf allen Festivals zuhause. Bandgründer Larry Schuba ist im Rentenalter, aber ganz aufhören mag er nicht. Zu besonderen Gelegenheiten (das CMM ist natürlich so eine Gelegenheit) trommelt er die Band wieder zusammen und da ist aus frühen Jahren immerhin noch Gitarrist Ginger „Mona Lisa“ Taylor dabei. Da kommt man dann richtig ins Schwärmen, wenn die alten Hits, wie „Ich möchte so gerne mal nach Nashville“ erklingen.

Auch für Duos und Solisten gibt es natürlich mit der „Locker vom Hocker Bühne“ eine stimmungsvolle Plattform, wo man u.a. Jesse Cole, Stevie Simpson oder Barry P. Foley hautnah erleben konnte.
Auch etwas Bluegrass gab es zu hören, u.a. von den Blaukrauts (nein, die kommen nicht aus Bayern, sondern aus Berlin), die behände mit Mandoline, Banjo, Dobro, Gitarre und Kontrabass operieren.
Und für die Fans traditioneller Country Music gab es am Sonntag mit dem Auftritt von Jannet Bodewes & Countryline (Niederlande) einen besonderen Leckerbissen. Mit einer Stimme, die uns an Patsy Cline erinnert, präsentierte sie uns die Hits jener Zeit, u.a. von Loretta Lynn, begleitet von exzellenten Musikern.

Es war also für jeden Geschmack etwas dabei und langweilig wurde es an den drei Tagen keinen Moment.

Im Obergeschoss gab es im Übrigen auch Line Dance-Workshops und das gelernte konnte man anschließend auf der Tanzfläche in der großen Halle gleich anwenden.
Wer sich mit Western-Kleidung oder einem neuen Hut ausstaffieren wollte, hatte ebenfalls viel Auswahl.

Wer als Country-Neuling das CMM besucht, den wird die Country Music wahrscheinlich noch wochenlang im Schlaf verfolgen und vermutlich nie wieder loslassen.
Für unsereinen war es ein tolles Erlebnis, denn auch alle jene Künstler, die ich hier nicht erwähnen konnte, waren sehr gut.

Das 3-Tage-Ticket kostete 60 Euro und das ist mehr als angemessen für das, was hier geboten wurde.
Wer einmal dort war, kommt in der Regel wieder.
Man nimmt unendlich viele Eindrücke mit, lernt interessante Leute kennen, schließt Freundschaften, man trifft Freunde aus alten Zeiten wieder, auch das ist viel wert. Die Reise nach Berlin lohnt sich.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Veranstalter Frank Lange & sein grandioses Team, dass wir vom CountryHome dabei sein durften!
Wir sehen uns beim 11. Country Music Meeting vom 05.-07.Februar 2021 im Fontane- Haus Berlin!