Auf einmal ist alles anders…..

Auch im beschaulichen Iowa hat sich, wie in der ganzen Welt, im März plötzlich alles verändert. Nichts ist mehr wie es einmal war und wie es mit großer Wahrscheinlichkeit auch nie mehr sein wird.

Dass auch hier etwas Unbekanntes im Anmarsch war, wurde uns, den Iowegians spätestens Anfang März klar, als die ersten Fälle von Corona gemeldet worden sind. Diese zwei/ drei Fälle wurden erst noch belächelt und als Nonsens abgetan. Die Erkrankten kamen ja schließlich aus dem Ausland, von einem Urlaub.  Auch war der Präsident dafür verantwortlich, das es nicht ernst genommen wurde, hatte er es doch als Grippe deklariert.

Doch einige Tage später vermehrten sich die Fälle auf 12, Patienten mussten intubiert werden  und man hörte aus den anderen Bundesstaaten wie Kalifornien und New York die Schrecken Zahlen. Da begann dann der Run auf die Hygieneartikel und schlagartig waren die Regale leergeräumt.

Am 12.3. dann die Nachricht, dass die Grenzen für Reisende in die USA bis 20.4. gesperrt werden. Ich konnte es nicht glauben als ich es in der Nacht erfahren habe. Was für ein böser Traum, was für ein böser Scherz, nein es war Wirklichkeit. 

Das hat uns natürlich sehr sehr hart getroffen, wollte uns doch eine unserer Töchter über Ostern besuchen kommen.   

Am 13.3. begann in vielen Schulbezirken in Iowa der Spring Break.                     

Noch Freitag, den 13.3. kam nachmittags die Nachricht von unserer Governorin dass bis zum 20.4. alle Schulen geschlossen bleiben. Die Zahlen hatten sich erhöht, die ersten Toten waren zu beklagen. Schon vor Ablauf der Frist wurde die Schließung weiter verlängert und so dauerte der Spring Break bis Ende Mai, zum offiziellen Schulschluss.

Mit den Schulschließungen wurden auch alle sportlichen Veranstaltungen, Wettkämpfe abgesagt. Unsere Tochter hatte sich gerade auf eine Wettkampf für Samstag den 14.3. vorbereitet.

Bar‘ s, Restaurants , Fast Food ketten stellten auf nur Curbside oder Drive thru um. Friseur, Kino, einige Läden waren plötzlich geschlossen.

Austauschschüler wurden heimgeschickt und unsere heimgeholt. 

Auf einmal  war alles so unwirklich wie in einem Science Fiction Film.

Für das letzte Trimester wurden keine Zeugnisse ausgestellt und für die Schüler der Abschlussklassen wurden die Punkte auf das College angerechnet.

Die Graduation und die hier üblichen und dazugehörigen Feiern wurden mit viel Verspätung auf Sportplätzen oder als drive thru abgehalten.

Die Arbeitslosenzahlen stiegen plötzlich an und ins fast unermessliche.

Auch Bill (mein Ehemann) und seine Kollegen aus der ganze Firmengruppe (Fruit of the Loom) wurden ab dem 20.3. landesweit  arbeitslos.

Trotzdem wurde die unsichtbare Gefahr, das Virus, von vielen noch nicht richtig ernstgenommen. Nicht zuletzt wieder dem Präsidenten zuzuschreiben, der die Situation immer noch und leider auch zum jetzigen Zeitpunkt über 200000 Tote später nicht  richtig eingeschätzt, heruntergespielt oder einfach nur ignorant ist. Die Frage des Geisteszustandes lass ich andere klären.

Seit Wochen steigen hier in Iowa die Zahlen wieder  und wir sind leider was die Infizierten angeht  in den USA ganz vorn dabei. Ein trauriger Rekord.

Auch unsere Governorin Kim Reynolds  ist nicht besser, eigentlich noch viel schlimmer, da sie Regelungen und Guidelines rausgibt, die selbst vom vom CDC nicht unterstützt werden. Diese Frau ignoriert die gesamte Situation und Gefahr und bringt nach Meinung vieler das Leben der Iowgeians in Gefahr.  Sie trägt hier mittlerweilen  den Spitznamen Covid Kim. Eine zweifelhafte Ehre. 

Da wie auch in Deutschland jedes Bundesland seine eigenen Regelungen rausbringt, weigert sich Kim Reynolds beharrlich gegen eine Maskenpflicht und so sind wir neben South Dakota der einzige Bundesstaat wo kein Masken Mandat vorliegt.

Für ihren Starrsinn und Ignoranz  werden wir in den kommenden Monaten leider einen viel zu hohen Preis zahlen.

Was  hat sich für uns verändert,  viel, wie für jeden von uns auf dieser Welt. Es ist nichts mehr so wie es einmal wahr, wie wir es gewohnt waren.

Unsere Töchter konnten uns nicht besuchen, wir konnten unser Enkelchen nicht sehen. Auch konnten wir nicht nach Deutschland fliegen. Selbst jetzt sind die Grenzen für Reisende aus dem Schengen Gebiet geschlossen.  Zwar könnte ich nach Deutschland fliegen, aber die Gefahr ist zu gross zu erkranken, zumal ich ein Risikopatient bin. Selbst von deutscher Seite her wird abgeraten zu reisen und nur in wirklich dringenden Fällen.

Das ist für uns der größte Einschnitt und am schmerzlichsten zu verkraften.  Mit den anderen Einschränkungen können wir leben.

Wir halten uns so gut es geht bedeckt, wie wohl jeder. Meiden Menschenansammlungen, Restaurants , gehen nicht tanzen obwohl dies hier wieder möglich ist.  Keine Veranstaltungen in geschlossenen Räumen.

Die einzigen Vergnügen die wir uns erlaubten, waren Reitveranstaltungen von unserem Saddle Club. Sitzt du auf dem Pferd hast du schon automatisch deine 2m Abstand ?

Wenn du mit den Tieren sprichst,  lernst du sie kennen. Wenn du nicht mit ihnen sprichst, lernst du sie nicht kennen. Was du nicht kennst, davor fürchtest du dich. Was du fürchtest, das zerstörst du.         – Chief Dan George

Anstelle unseres geplanten Fluges zu unseren Kindern sind wir dann in den Yellowstone nach Montana Wyoming, Utah, Colorado  gefahren und haben die wundervolle Landschaft genossen. 

Solange das Wetter noch gut ist versuchen wir natürlich draussen etwas zu machen. Machen Ausritte, Kayak fahren, Quad fahren. Wir haben das Glück einen grossen  Garten  zu haben und da und ums Haus findet sich immer was zu tun.  So Viel wie möglich positive Eindrücke sammeln und speichern, der Winter kommt und bleibt hier ja doch etwas länger und wann möchte ja kein Cabin Fever bekommen.  

Seit Anfang September hat dann die Schule wieder begonnen und mit Vorsichtsmassnahmen, die leider aber nicht immer eingehalten werden und wie schon erwähnt von der Governorin unterminiert werden,  findet der volle Unterricht statt. Viele Eltern haben sich aber für  das remote learning ihrer Kinder entschieden. Somit hat sich für die Kinder der Alltag einigermaßen normalisiert.

Bill ist seit Mitte Juni wieder arbeiten und auch für unsere Tochter hat das Training in kleineren Gruppen und mit Hygiene und Vorsichtsmaßnahmen wieder angefangen.

Die Restaurants sind wieder geöffnet und vieles scheint seinen gewohnten Gang zu gehen.

Es soll von der Regierung den Anschein haben, dass alles wieder unter Kontrolle ist, nicht zuletzt da ja eine grosse Wahl ansteht.  Man kann deutlich zwischen den Anhängern der politischen Parteien unterscheiden. Man sieht es an den Masken an dem Umgang mit dem Virus. Viel Anhänger des blauen Lagers sind die Verweigerer, Verneiner und Ignoranten, so wie es ihnen vorgelebt und dargelegt wird. Da hilft auch keine Wissenschaft, es wird als Unwahrheit etc. abgetan. 

Ich möchte ja nicht als Pessimist gelten, aber ich denke leider wird das böse Erwachen noch kommen.