10. Bluegrass Jamboree Schlitz, 26. und Dreieich, 30.11.2018

10 Jahre Bluegrass Jamboree – WOW! Seit 6 Jahren bin ich selbst dabei und habe in dieser Zeit sehr viele gute Bands und Musiker kennenlernen dürfen. Organisator Rainer Zellner hat damit eine Veranstaltung geschaffen, die Maßstäbe setzt. Viele Bühnen sind vom Anfang an im Tourplan, wie z.B. das Bürgerhaus in Dreieich- Sprendlingen, einige fallen im Laufe der Jahre raus, wie z.B. die „Alte Mälzerei“ in Eisenach oder der „Schlachthof“ in Kassel, andere kommen neu hinzu, wie z.B. das Schloss Hallenburg in Schlitz voriges Jahr. Aber immer wieder ist es ein besonderes Erlebnis, wenn der „Banjobus“ kurz vor Jahresende durch Deutschland und teilweise angrenzende Nachbarländer tourt und 3 hochkarätige Formationen ihr Können zeigen. Einfach ein „Muss“, wenn man diese Art von Musik mag. Auch in diesem Jahr war ich bei 2 der insgesamt 24 Shows dabei.

Während im Schloss Hallenburg in Schlitz ein großer Saal mit Stuhlreihen das Publikum aufnimmt, und sich jeder seinen Platz frei wählen kann, betritt man im Bürgerhaus in Dreieich einen Theatersaal mit den typischen Klappsitzen, wo jeder Sitz fest zugewiesen wird. Beides hat Vor- & Nachteile… Bei lockeren Stuhlreihen hat man eher die Möglichkeit sich so zu platzieren, dass man zwischendurch einfach zum Fotografieren mal aufstehen und den Platz verlassen kann, was kaum möglich ist, wenn man sich mitten in einer engen Klappsitzreihe befindet… Dafür ist bei so einem Theatersaal natürlich die Akustik optimiert, weil die Beschallungstechnik direkt dafür ausgerichtet ist.

Nach der Begrüßung und den Einleitenden Worten von Rainer Zellner betraten die Zwillingsbrüder Adam & David Moss, „The Brother Brothers“ die Bühne. Sie stehen damit in der Traditionslinie anderer berühmter Brüderduette der Musikgeschichte, wie z.B. „The Louvin Brothers“, „Bellamy Brothers“ oder der „Everly Brothers“. Ihr samtweichen Stimmen erinnern zudem sehr stark an „Simon & Garfunkel“. Ihre Songs wie „Oceans Daughter“ oder „I will be with you“ bestechen durch den absolut perfekten Satzgesang, bei dem die Stimmen so perfekt harmonieren, dass es fast wie Magie erscheint. Die aus Peoria/Illinois stammenden Brüder haben als Kinder und Jugendliche die Musik der „Beatles“, „Everly Brothers“, „Beach Boys“ oder dem „Kingston Trio“ gehört, von denen ihr Vater viele Platten hatte und später musikalische Erfahrungen unabhängig voneinander in verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten gesammelt. In Chicago/Illinois oder in Austin/Texas bis sie sich im New Yorker Stadtteil Broklyn wieder trafen und „The Brother Brothers“ gründeten.
Das Set der beiden Brüder war viel zu schnell vorbei, aber es standen ja noch 2 weitere Bands auf dem Plan.

Mit „Bill & the Belles“ wurde dann die Zeit scheinbar zurück gedreht in die 30er/40er Jahre des letzten Jahrhunderts, als man diese Art von Musik noch „Oldtime“ oder „Hillbilly“ nannte und die ersten Radiostationen diese Musik in ihren Programmen live übertrugen.
Sparsame Arrangements, die markante hohe Stimme und der Gitarre des aus Colorado stammenden Sängers Kris Truelson, kombiniert mit dem Fiddlespiel der ursprünglich aus Alaska stammenden Kalia Yeagle, dem Banjo bzw. auch der Ukulele von Grace van’t Hof & dem Kontrabass von Andrew Small lassen einen ganz eigenen Sound entstehen. Neben vielen von Kris selbstgeschrieben Stücken, wie „Wedding Bell Chimes“ oder „End of the Rainbow“ gehören aber auch Coversongs wie „My Corlina Sunshine Girl“ oder „Tuck away my lonesome Blues” von Jimmy Rodgers zum Repertoire der Formation. Auch der Harmoniegesang bei vielen der Lieder besticht immer wieder. Außerdem ist Kris Moderator zweier Radiosendungen bei Radio Bristol und wurde in dieser Funktion 2017 und 2018 von der „International Bluegrass Music Association“ (IBMA) als „Broadcaster oft he Year“ nominiert.
Nach diesem Set gab es eine Pause, in der man was Essen oder trinken konnte oder sich mit CDs „versorgen“ konnte, welche auch von den Musikern gerne unterschrieben wurden.

Nach dem Break ging es weiter mit „Jeff Scroggins & Colorado“. Klassischer Bluegrass vom Allerfeinsten. Bandgründer Jeff hat lange Zeit als Rockgitarrist Musik gemacht, und hat andererseits mit seinem Banjo mit vielen namhaften Countrymusic- & Bluegrass- Stars in den USA auf der Bühne gestanden, wie z.B. den „Dixie Chicks“, Peter Rowan, Sam Bush oder Stuart Duncan. Er ist zweifacher nationaler Banjo-Champion und ein wahrer Virtuose auf dem Instrument.
Ebenfalls in der Formation ist sein Sohn Tristan an der Mandoline, der schon im Mutterleib mit Bluegrass „geimpft“ wurde und bereits mit 16 als „Wunderkind an der Mandoline“ galt. Für den Rhythmus sorgt mit der Gitarre ist Greg Blake zuständig, der durch sein Stimmvolumen auch der Leadsänger ist. Das Melodiespiel beherrscht kaum jemand so virtuos, wie Ellie Hakanson an der Fiddle. Da macht es einfach Spaß zuzuhören und zuzusehen. Als fünfter im Bunde ist Danny Booth am Kontrabass dabei. Und wie beim klassischen Bluegrass üblich, bringen alle auch ihre Gesangsstimme mit ein. Das Programm beinhaltete sowohl Titel aus eigener Feder, wie das von Tristan geschriebene „Lemonade in the Shade“, aber auch Interpretationen von Klassikern, wie das von Glen Campell stammende „Galveston“.

Zum krönenden Abschluss kamen schließlich alle am Abend beteiligten Musiker, inklusive dem Moderator und Organisator Rainer Zellner mit seiner Mandoline, zur Schluss-Session auf die Bühne. Mit Songs, die jeder kennt, wie z.B. „Will the Circle be unbroken“ oder „Country Roads“ ging dann das Konzert seinem Ende entgegen.

Ich kann mich an dieser Stelle nur noch einmal recht herzlich für die hervorragende Organisation und Zusammenarbeit sowohl in Schlitz, als auch in Dreieich bedanken und freue mich schon jetzt riesig auf den November 2019, wenn das 11. Bluegrass Jamboree wieder unterwegs ist.

Galerie Dreieich:

Galerie Schlitz:

© Steffen Jammrath